Themenwoche Nachhaltige Wissenschaft/Hub 1: Hochschule 4.0 – Bilder einer nachhaltigen und integrativen Hochschule gewinnen

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Hochschule 4.0 – Bilder einer nachhaltigen und integrativen Hochschule gewinnen

Wie andere Organisationen auch, folgen Hochschulen einer Entwicklungslogik in eine zunehmende Komplexität hinein. Dr. Bror Giesenbauer, Geschäftsführer der DG HochN, stellte die Modi 1.0 bis 4.0 von Hochschulen vor. Je nach Modus reagieren Hochschulen unterschiedlich auf die Herausforderung von Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb.

Foto Bror Giesenbauer
Moderation: Dr. Bror Giesenbauer



Zum Weiterlesen

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Giesenbauer, B. & Müller-Christ, G. (2020). University 4.0: Promoting the Transformation of Higher Education Institutions toward Sustainable Development. Sustainability, 12 (8), 3371. https://doi.org/10.3390/su12083371


Ablauf

1. Tag

  • Soziometrie: Die Gruppe lernt sich kennen
  • Theoretischer Input: Das Modell der Universität 4.0
  • Diskussion: Nachfragen zum Modell, Ergründung

2. Tag

  • Ankommen: Neue Teilnehmende werden in Kleingruppen von den bisherigen Teilnehmenden gebrieft
  • Gemeinsame systemische Visualiserung im Raum: Aufstellungsformat nach dem "4D-Mapping" aus dem Methodenkoffer des Presencing Instituts.
  • Gemeinsame Reflexion im Plenum
  • Auswertung im Kleingruppen
  • Sammeln im Plenum

3. Tag

  • Ankommen: Kurzzusammenfassung des Modells
  • Gemeinsame Diskusion zu offenen Fragen und Erkenntnissen aus den Vortagen
  • Wie sieht eine nachhaltigere Hochschule aus? (Zunächst schriftliches Notieren, dann Sammlung im Plenum)
  • Ergänzung nach Start-Stop-Continue: Was sollte beibehalten und stabilisiert und was sollte weggelassen werden, damit eine nachhaltigere Hochschule realisiert werden kann?

Galerie: Bilder aus Hub 1

Inhalte und Erkenntnisse des Hubs

Impuls zum Modell der Hochschule 4.0

Präsentation zur Hochschule 4.0 (PDF)
Präsentation zur Hochschule 4.0 (PDF)
Illustration von parallelen, spiralförmigen Entwicklungen und möglicher unterschiedlicher Verortungen von Subsystemen (basierend auf Giesenbauer, 2021, S. 47 f.) [1]

Vortrag von Dr. Bror Giesenbauer

  • Vortrag basierend auf dem Paper von Giesenbauer & Müller-Christ (2020)[2] und dem Rahmentext der dazugehörigen Dissertation (Giesenbauer, 2021)[1]
  • Grundidee des Modells: Entwicklungskorridor der Hochschulentwicklung, basierend auf Werteentwicklungsmodell nach Graves
  • Ausgangslage: Hochschulen sind vielfältigen, komplexen und teilweise widersprüchlichen Herausforderungen ausgesetzt, inkl. der Idee der Nachhaltigen Entwicklung
  • Grundannahme: Wenn eine Hochschule diesen Herausforderungen und insbesondere einer Nachhaltigen Entwicklung gerecht werden möchte, muss ihre Organisationsform (zumindest teilweise) mehr Komplexität bewältigen können.
  • Innerhalb des Systems Hochschule kann es mehrere Subsysteme mit parallelen Entwicklungen geben. Für jedes Subsystem ist die Passung der Organisationsform mit den Umweltanforderungen entscheidend (die hier skizzierte Hochschule 4.0 ist kein Selbstzweck und muss nicht überall umgesetzt werden)
  • Eine Hochschule 4.0 ist deutlich geöffneter für die Belange der umliegenden Gesellschaft (und des Ökosystems Erde), und versucht diese deutlich früher in eigene Prozesse einzubinden. Hochschulen stellen dann vor allem die methodische Infrastruktur für kollaborative Prozesse bereit, die einerseits weiterhin dem Erkenntnisgewinn dienen und andererseits auch einen gesellschaftlichen Impact erzielen sollen. Hierdurch entstehen neue Rollenkonflikte.
  • Ein neuer Modus ersetzt nicht die anderen Modi, sondern ergänzt diese. Damit sich eine Hochschule 4.0 verwirklichen lässt, scheint es nötig zu sein, erst einmal Herausforderungen der anderen Modi zu bewältigen und zu stabilisieren (bspw. stabile Prozesse in der Hochschulverwaltung, Akkreditierung, etc.)
  • Die folgende Grafik illustriert den postulierten Entwicklungskorridor:
Übersicht zum Modell der Hochschulentwicklung in Richtung einer Universität 4.0 (DG HochN, 2022, S. 10)[3]



Diskussionsbeiträge

Tabellarische Übersicht der Hochschulen 1.0 bis 4.0 nach Handlungsfeldern (PDF)
Tabellarische Übersicht der Hochschulen 1.0 bis 4.0 nach Handlungsfeldern (PDF) (nach Giesenbauer & Müller-Christ, 2020)[2]
  • Die Entwicklungsaufgabe von Hochschulverwaltungen wird überwiegend darin gesehen, sich vom Modus 1.0 zum Modus 2.0 zu bewegen und Prozesse stärker zu professionalisieren
  • In Lehre und Forschung gibt es vielerorts ein nebeneinander an Elementen aus den Modi 2.0 bis 4.0
  • Der generelle Schwerpunkt der Wissenschaft wird im Modus 2.0 verortet: Zahlenbasierte Optimierung und gewissenhafte Anwendung wissenschaftlicher Methodik
  • Offene Frage: Kann eine Hochschule als Ganzes den Modus der Hochschule 4.0 verkörpern?

Systemische Visualisierung

Aufbauend auf der Methode des 4D Mapping aus dem Methodenkoffer der Theorie U wurde gemeinsam ein sytemisches Bild entwickelt.

Dialog während der systemischen Visualisierung
Dialog während der systemischen Visualisierung
Flipchartsammlung nach der systemischen Visualisierung
Flipchartsammlung nach der systemischen Visualisierung

Format und Ablauf:

  • 8 Teilnehmende nahmen physisch im Raum jeweils die Rolle eines der folgendende Elemente ein: Studierende, Wissenschaftliche Mitarbeitende, Verwaltungsmitarbeitende, Hochschulleitung, Professor:innen, Planet Erde, Marginalisierte Gruppen, Bestmögliche Zukunft des Hochschulsystems
  • Auf dem Boden wurde als Orientierungsrahmen vier Karten für die Modi der Hochschule 1.0 bis 4.0 ausgelegt
  • Erste Phase: Die Teilnehmenden wurden eingeladen, sich jeweils eine Rollenkarte zu nehmen und sich intuitiv im Raum zu platzieren
  • Anschließend entfaltete sich ein Gespräch darüber, warum welches Element wo stand und wie es den Repräsentant:innen am jeweiligen Ort ging
  • Zweite Phase: Die Teilnehmenden wurden eingeladen, sich ggf. einen neuen, stimmigeren Platz zu suchen und wurden ebenfalls danach zur ihren Gedanken und ihrem Befinden befragt
  • Anschließend teilten die Beobachter:innen aus dem Publikum ihre Beobachtungen. Schließlich besprachen die Teilnehmenden in Kleingruppen ihre Beobachtungen: Was war stimmig, was war irritierend? Welche Unterschiede gab es zwischen den zwei systemischen Bildern? Was hat den Wandel ausgelöst? Was bedeutet dies möglicherweise für Hochschulentwicklung?

Beobachtungen:

  • Im ersten Bild waren die Statusgruppen des Hochschulsystems vor allem mit sich selbst beschäftigt und nahmen die Erde sowie die marginalisierten Gruppen kaum wahr
  • Die Studierende platzierten sich zwar in der Mitte des Systems, fühlten sich aber laut eigener Aussage "verloren" und nicht angedockt an das System
  • Durch den Dialog kam mehr gegenseitiges Verständnis ins System
  • Die Wissenschaftlichen Mitarbeitenden orientierten sich am ehesten an den Professor:innen
  • Es gab kein Element, von dem allein ein Bewegungsimpuls für das System ausging: Stattdessen bewegten sich die Elemente gleichzeitig und gemeinsam. Sie rückten näher zusammen und konnten danach die Erde sowie die marginalisierten Gruppen besser beachten
  • Auch das zweite Bild zeigte keine eindeutige "Lösung", sondern vielmehr ein Zusammenrücken sowie einen Öffnungsprozess
  • Die Teilnehmenden der Aufstellung zeigten sich überrascht, wie körperlich sie ihre repräsentierende Rolle im System wahrnahmen: Die gemeinsame Visualisierung sowie der Dialog wurden somit stärker intuitiv durch die Dynamik im Raum beeinflusst
  • In der nachfolgenden Gruppenarbeit und in der abschließenden Diskussion im Plenum wurde vor allem die Bedeutung einer Allianz der Verbündeten und Willigen betont (s. Flipchartmitschrift)

Nachhaltigere Hochschule

Diskussion und Übung entlang der Kategorien Start-Stop-Continue

  • Am letzten Tag sammelte die Gruppe gemeinsam Bilder und Ideen für eine nachhaltigere Hochschule ("Start")
  • Diese Sammlung wurde in Kleingruppenarbeit durch Aspekte ergänzt, welche entweder weggelassen ("Stop") oder stabilisiert und beibehalten ("Continue") werden sollten (s. Abbildungen unten)

Start: Ideen für eine nachhaltigere Hochschule

  • Curricula machen den gesellschaftlichen Kontext von Inhalten sichtbar
  • Nachhaltige Entwicklung in allen Studiengängern/Fächern verankert
  • Gemeinsames Commitment
  • Anlauf-/Supportstelle: Nachhaltigkeitsbeauftragte als Vernetzende
  • Ort, den alle gerne aufsuchen und für den sie sich verantwortlich fühlen
  • Hochschule als nachhaltiger Ort und Lebensraum
  • Zeitliche Ressourcen (Entlastung von Dauerproduktion, Bsp. Forschungssemester)
  • Governance-Strukturen neu: ohne Nachhaltigkeitsbeauftragte?
  • Kultur der Nachhaltigkeit
  • Lebenslanges Lernen: Hochschule über Lebenszeit durchlässiger: Auch für weitere Millieus und Diversität
  • Hochschulbetrieb als Vorbild (ressourcenleichter Betrieb)
  • Häufiger Check-up/Selbstfreflexion: Sind wir auf dem richtigen Weg?
  • Nachhaltigkeit als Teil in Hochschulentwicklungsplänen, Berufungen und Zievereinbarungen
  • Technischer Umbau: Energie-Autarkie
  • Beweglichere/angeglichenere Hierarchie
  • Vorhandene Konzepte umsetzen
  • Inter-/transdisziplinäres Lernen und Arbeiten... und Denken
  • Durchlässigere Strukturen und/oder Dialog/Vernetzung
  • Zeigen, was schon passiert und geht
  • Durchlässigkeit zur Gesellschaft: Forschung, Raumnutzung, etc.
  • Suffiziente Hochschule: Müssen alle alles leisten?
  • Neue Raumkonzepte: Flächennutzung
  • Hochschule + Stadplanung: Wirkung in die Region


Stop: Was sollte gelassen werden?

  • Destruktive Kommunikation
  • Silodenken
  • Schuldzuweisungen (Statusgruppen, Abteilungen, Bereiche, ...)
  • Verbindlichkeit von Regelstudienzeit
  • Fixierung auf Noten
  • Bürokratie/Auflagen
  • (starke) Hierarchie und Privilegien
  • Alte, starre Strukturen
  • Nachhaltigkeit als Add-on
  • Große, verschwenderische Bauten
  • unflexible Nutzung von Räumen und Flächen
  • Machtgefüge, (Aus)Grenzen, Anspruchshaltung
  • Effizienzfixierung
  • Arbeitsbedingungen im Mittelbau
  • Exzellenz-Narrativ
  • Indiviudelles Anspruchs- und Konkurrenzdenken
  • Machtkonzentration (z. B. Mittelbau vs. Profs)


Continue: Was sollte beibehalten und stabilisiert werden?

  • Beteiligungen
  • Ort Hochschule
  • Studierende
  • Forschen / Lehren
  • Engagement, das da ist
  • Wettbewerb in Co-Creation überführen
  • Wunsch nach Veränderung
  • Engagement
  • Enabling
  • Nachhaltiges Handeln integrieren
  • Suffizienz stärken
  • fachliche Disziplinen + inter-/transdisziplinäres Arbeiten ermöglichen
  • (Nutzer-)Sensibilisierung
  • Dialogprozesse mit Studierenden ausbauen
  • Verbräuche erkennen/erfassen + kontinuierlich verringern
  • Selbstverantwortung der Hochschulangehörigen befähigen und stärken
  • Nachhaltigkeitsnetzwerk/-beauftragte stärken: Macher-Idee verfolgen
  • Inititativen sichtbar machen und weiter stärken
  • Forschendes Lernen und Lehren stärken
  • Reallabore und -experimente / Hochschule 4.0 stärken
  • Offenheit in der Expertise/Disziplinarität
  • Auseinandersetzung mit Lehre

Material und weiterführende Links

Literaturverzeichnis

  1. 1,0 1,1 Giesenbauer, B. (2021). Universität 4.0: Komplexität bewältigen und nachhaltige Entwicklung ermöglichen. Entwicklungskorridore systemischer Transformation [Dissertation]. Universität Bremen. http://dx.doi.org/10.26092/elib/1092
  2. 2,0 2,1 Giesenbauer, B. & Müller-Christ, G. (2020). University 4.0: Promoting the Transformation of Higher Education Institutions toward Sustainable Development. Sustainability, 12 (8), 3371. https://doi.org/10.3390/su12083371
  3. 3,0 3,1 Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen. (2022). Gemeinsam Neuland betreten: Hochschulen und Nachhaltige Entwicklung. DUZ Special: 22-11. DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH. https://www.duz-special.de/de/ausgaben/gemeinsam-neuland-betreten/
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