Hochschule 1.0 bis 4.0

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Ein Orientierungsangebot der systemischen Hochschulentwicklung in Richtung nachhaltiger Entwicklung

Ob Digitalisierung, Internationalisierung oder Klimakrise: Zahlreiche komplexe Herausforderungen treiben Hochschulen derzeit um. Doch wohin soll der Weg gehen? Schritte entlang des Entwicklungskorridors zur Hochschule 4.0 könnten helfen, die neue Komplexität im Sinne Nachhaltiger Entwicklung zu bewältigen.

Hochschulen mussten sich über die Jahrhunderte hinweg mit sehr wechselnden gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen. Um dem jeweiligen Wertewandel und den zunehmend komplexen Anforderungen gerecht werden zu können, hat sich der Handlungsmodus der Hochschulen stets weiterentwickelt. Etablierte Strukturen wurden dabei nicht einfach ersetzt oder entwertet, sondern ergänzt und neu eingeordnet. Die hier skizzierten vier Modi – basierend auf den Werteentwicklungsphasen nach Graves sowie Beck & Cowan – existieren heute vielfach nebeneinander, auch innerhalb einzelner Hochschulen.

Im Modus 1.0 betonen Hochschulen Status und fachliche Autorität und sind auf die Weitergabe von Faktenwissen ausgerichtet. Nachhaltige Entwicklung wird in diesem Modus tendenziell eindimensional verstanden und Einrichtungen sind durch Hierarchien und Disziplinen voneinander getrennt.

Im durch Wettbewerbsorientierung geprägten Modus 2.0 fokussieren sich Hochschulen vor allem auf die präzise und disziplinäre Ausübung der wissenschaftlichen Methode und Exzellenz in Forschung und Lehre, ergänzt durch erste Bemühungen im Wissenstransfer. Nachhaltige Entwicklung wird dabei zu einer Managementaufgabe und gelegentlich zu einem expliziten Forschungs- oder Lehrthema.

Im Modus 3.0 konzentrieren sich Hochschulen darauf, gesellschaftliche und wissenschaftliche Prozesse kritisch zu reflektieren und die Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung von Lernenden auf Augenhöhe anzuregen, beispielsweise in partizipativen Projekten und Seminaren. Querschnittsthemen werden verstärkt integriert, auch im Sinne einer Third Mission, und Wissenschaft wird zunehmend inter- und transdisziplinär verstanden.

Im Modus 4.0 verschiebt sich schließlich der Fokus auf das methodisch geleitete Bewältigen von komplexen gesellschaftlichen Herausforderungen. Transdisziplinäre und transformative Forschung ergänzt dann die disziplinäre Forschung, um ko-kreativ und proaktiv Transformationsprozesse mitzugestalten. Somit werden Vernetzungen zu Innovation und Nachhaltiger Entwicklung sowie die Idee der Open Science zu zentralen Elementen des Hochschulsystems.

Eine Hochschule 4.0 versteht sich damit als Change Agent in Zeiten der globalen Krisen und als eine Plattform für Innovationen, getragen von methodischem Know-how und einer Haltung der Kooperation. Zahlreiche Öffnungs- und Vernetzungsprozesse sowie eine integrativere Governance prägen die Transformationspfade dahin.

Übersicht zum Modell der Hochschulentwicklung in Richtung einer Universität 4.0 (DG HochN, 2022, S. 10)[1]

Dieser Artikel ist so im DUZ Special "Gemeinsam Neuland betreten. Hochschulen und Nachhaltige Entwicklung" im November 2022 erschienen.

Zum Weiterlesen

Bücherstapel.png

Giesenbauer, B. & Müller-Christ, G. (2020). University 4.0: Promoting the Transformation of Higher Education Institutions toward Sustainable Development. Sustainability, 12 (8), 3371. https://doi.org/10.3390/su12083371


Hochschule 1.0 bis 4.0 in DG HochN Hubs

Das Thema wurde auch bereits in verschiedenen Hubs der DG HochN diskutiert. Weitere Informationen in den Dokumentationen der Hubs:


  1. Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen. (2022). Gemeinsam Neuland betreten: Hochschulen und Nachhaltige Entwicklung. DUZ Special: 22-11. DUZ Verlags- und Medienhaus GmbH. https://www.duz-special.de/de/ausgaben/gemeinsam-neuland-betreten/
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