Phasen von Nachhaltigkeitstransfer

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Aus der Perspektive der Hochschulen lassen sich mit Blick auf das Handlungsfeld Nachhaltigkeitstransfer idealtypisch vier Phasen und zwei Querschnittsaufgaben beschreiben. Die Phasen und auch die Querschnittsaufgaben können sich in der Praxis überschneiden. Der modellhaft beschriebene Ablauf in den vier Phasen ist mit den konkreten Umsetzungsbedingungen des Hochschulalltags konfrontiert. Durch eine Gegenüberstellung der Aufgaben in den verschiedenen Phasen mit den vorhandenen Rahmenbedingungen können Möglichkeiten, Gestaltungsspielräume, Potenziale, aber auch Grenzen der Umsetzung von Nachhaltigkeitstransfer eingeschätzt werden. Die Prüfung der Rahmenbedingungen bezieht sich auf die jeweiligen Hochschulbedingungen einschließlich damit verbundener Hemmnisse, z.B. einschränkende Regelungen, Zeitmangel, Risiken und Unsicherheiten. Aus dieser Prüfung lassen sich dann Ansatzpunkte für die Umsetzung von Nachhaltigkeitstransfer ableiten, Nachhaltigkeitstransfer wird auf diese Weise „geerdet“. So lässt sich auch abschätzen, welcher Komplexitätsgrad jeweils geeignet ist. Zugleich können die Akteur*innen identifiziert werden, die für die konkrete Umsetzung von Nachhaltigkeitstransfer relevant sind, und es lässt sich ableiten, wie die Rahmenbedingungen an der Hochschule weiterentwickelt und verbessert werden könnten. Abbildung 1 und Tabelle 1 zeigen die Aufgaben bzw. Arbeitsschritte in den verschiedenen Phasen und die Querschnittsaufgaben im Überblick.

Abbildung 1: Phasen von Nachhaltigkeitstransfer und Querschnittsaufgaben

1. Phase. Initiierung: Identifizierung der Akteurinnen und Themenbeschreibung

Für den Auftakt besteht die Herausforderung darin, das Thema und Praxispartner*innen für eine Transferaktivität zu identifizieren. Die beteiligten Transferakteur*innen bilden den Ausgangspunkt für Nachhaltigkeitstransfer. Eine Schwierigkeit liegt darin, dass sich die „richtigen“ Partner*innen finden. Die Zusammenarbeit ist kein Selbstläufer, da die verschiedenen Seiten gegebenenfalls unterschiedliche Interessen verfolgen, verschiedene „Sprachen“ sprechen, andere Erfolgsmaßstäbe haben und in anderen Zeiträumen denken. Daher ist die Suche mit einigem Aufwand verbunden. Die Kontaktaufnahme kann von Seiten der Hochschule, von Seiten der Praxis oder initiiert durch Dritte (Politik, Berater*innen, NGOs) erfolgen. Ausgangspunkt für eine Kooperation kann entweder das Interesse an einer Zusammenarbeit mit bestimmten Akteur*innen oder ein inhaltliches, thematisches Interesse sein. Im Rahmen eines ersten Austausches prüfen die potenziellen Kooperationspartner*innen, wie groß ihre Übereinstimmungen in Bezug auf eine angestrebte Transferaktivität sind. Hilfreich können dabei schon bestehende Kontakte und Netzwerke sein. Dabei ist es nicht wichtig, ob sich die Beteiligten als Nachhaltigkeitspionier*innen oder als „Einsteiger*innen“ verstehen, denn ein gemeinsames Nachhaltigkeitsverständnis wird in dieser Phase im Dialog entwickelt. Die wesentliche Aufgabe bei diesem Schritt besteht in einer groben Themenbeschreibung, mit der eine gemeinsame Basis für die Zusammenarbeit gelegt wird. Es wird beschrieben, welches Thema, Problem oder Projekt vor dem Hintergrund nachhaltiger Entwicklung gemeinsam bearbeitet werden soll, um im besten Fall umsetzungsreife Lösungen für dieses Problem zu finden.

2. Phase. Konzeption: Nachhaltigkeitsziele, Ablauf, Aufgaben- und Rollenverteilung

Bei diesem Schritt geht es darum, auf Basis der gemeinsamen Themenfestlegung die Transferaktivität zu planen und eine Vorgehensweise zu entwickeln. Ankerpunkt ist dabei die Formulierung gemeinsamer (Nachhaltigkeits-)Ziele und auf welche Weise der Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung realisiert werden soll. Gleichzeitig können die Transferpartner*innen auch jeweils eigene Ziele verfolgen, solange sie den gemeinsamen Zielen nicht widersprechen. Daran anknüpfend müssen die Partner*innen Absprachen zum Arbeitsplan treffen, wie Festlegung eines Zeitplans, Verteilung von Aufgaben und Bereitstellung von Ressourcen. Die Arbeitsweise verbindet wissenschaftliches Arbeiten (Fragestellung, Methoden) und das jeweilige Praxisfeld (Nutzen, Umsetzbarkeit) mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung.

3. Phase. Umsetzung

Die Durchführung des Nachhaltigkeitstransfers erfolgt in unterschiedlicher Form, z.B. als Problem- und Situationsanalyse, als Entwicklung von Lösungsansätzen, Prototypen, Projekten oder Innovationen sowie als Test von Modellen oder Projekten, als Implementierung von Lösungsansätzen oder Nachhaltigkeitsinnovationen. Dabei werden unterschiedliche Transferformate genutzt. Je nach Komplexitätsgrad können alle Seiten ihre unterschiedlichen Stärken und Sichtweisen einbringen, um nachhaltige Entwicklung voranzubringen. Die wesentliche Aufgabe besteht darin, Analyse, Entwicklung und/oder Test von Lösungsansätzen im Austausch miteinander umzusetzen und dabei von der Vielfalt der Kompetenzen und Perspektiven der Transferakteur*innen zu profitieren.

4. Phase. Ergebnissicherung

So verschieden die Umsetzung von Transferaktivitäten sein kann, so unterschiedlich können auch die Ergebnisse sein, die darüber hinaus von Wissenschaft und Praxis auch unterschiedlich bewertet werden können. Die Lerneffekte und der Nutzen variieren je nach Akteursgruppe, das neue Wissen und die Lernerfahrungen werden häufig nicht explizit benannt. Deswegen ist es eine eigene Aufgabe, die Ergebnisse des Transfers für alle Transferakteur*innen in den unterschiedlichen Facetten zu sichern. Dazu gehören geeignete Formen der Dokumentation der gemeinsamen Aktivitäten. Die formale Ergebnissicherung kann auf einer solchen Dokumentation aufbauen. Die Herausforderung in dieser Phase liegt darin, die Ergebnisse so aufzubereiten und verfügbar zu machen, dass sie für die unterschiedlichen Zwecke der Transferakteur*innen geeignet sind. Ein weiterer Aspekt ist die Evaluation des Nachhaltigkeitstransfers. Hierbei steht der Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung im Fokus, wobei idealerweise bereits in der Konzeption eine geeignete Operationalisierung der angestrebten Nachhaltigkeitswirkung erfolgt ist, so dass eine Evaluation in angemessenen Umfang und zielgerichtet durchgeführt werden kann.

Tabelle 1: Übersicht über Phasen und Aufgabenbereiche bei Nachhaltigkeitstransfer

Aufgabenbereiche

Phasen

Akteurinnen und Themen Prozessmanagement Reflexion
1) Initiierung
  • Identifizierung von Themen
  • Identifizierung der Transferpartner*innen und Rollenklärung
  • Kontaktaufnahme und Vertrauensbildung
  • Gemeinsame Beschreibung des Transferthemas und Relevanz für nachhaltige Entwicklung
  • Kontaktanbahnung zwischen verschiedene Gruppen managen
  • Rahmenbedingungen abklären
  • Diskussionsrahmen schaffen: transparente Kommunikation, Vertrauensbildung
  • Nachhaltigkeitsverständnisse diskutieren und offenlegen
  • Präzisierung des Nachhaltigkeitsproblems, Klärung der Relevanz
  • Austausch über jeweilige Interessen am Nachhaltigkeitstransfer
2) Konzeption
  • Formulierung gemeinsamer Ziele für Nachhaltigkeitstransfer
  • Entwicklung eines Transferkonzepts und der methodischen Vorgehensweise
  • Vereinbarung von Zeit- und Ressourcenplan, Verantwortlichkeiten der Beteiligten
  • Organisatorischen Rahmen bereitstellen
  • Ressourcen einwerben, zur Verfügung stellen
  • Kommunikation und Moderation
  • Zeit- und Arbeitsaufwand für Beteiligte abschätzen
  • Reflexion durchführen, anleiten
  • Aushandeln von gemeinsamen und gruppenbezogenen Nachhaltigkeitszielen
  • Angestrebte Nachhaltigkeitswirkung beschreiben und begründen
  • Abschätzung von Risiken und Nicht-Wissen
  • Rollenklärung für die Beteiligten vornehmen
3) Umsetzung
  • Verknüpfung von Theorie und Praxis, z.B. Analyse, Ideenfindung, Konzeptentwicklung
  • Praktische Umsetzung, z.B. Intervention, Test, Erprobung, Implementierung
  • organisatorische Unterstützung der Transferakteur*innen
  • Controlling der Umsetzung
  • interne Kommunikation, ggfs. Konfliktmanagement
  • externe Kommunikation
  • verschiedene Perspektiven, Wissen, Erfahrungen nutzen (Wechselseitigkeit, Augenhöhe)
  • Reflexion des Umsetzungsprozesses
  • Auswertung möglicher Fehlschläge und Misserfolge
4) Ergebnissicherung
  • Dokumentation und Aufbereitung der Ergebnisse für eine weitere Nutzung in Wissenschaft und Praxis
  • Evaluation, Bilanzierung, Wirkungsüberprüfung
  • Reflexion der Ergebnisse
  • Ergebnisdokumentation gewährleisten
  • Aufbereitung der Ergebnisse für weitere Nutzung unterstützen
  • Kommunikation der Ergebnisse
  • Reflexion der individuellen Zielerreichung und Lernprozesse
  • Auswertung der gemeinsamen Zielerreichung
  • Schlussfolgerungen für weiteren Nachhaltigkeitstransfer
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