Innovative Lehrformate für BNE

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Der Begriff des "Lehrformats" wird oft unterschiedlich verwendet. Mal bezeichnet er eine "Lehrform", eine "Lehr-Lern-Form" oder ein "Lehr-Lern-Format". Auf dieser Seite werden die Verwendung des Begriffs "Lehrformat" und die Verwendung des Begriffs "Innovatives Lehrformat" im Kontext des Hubs "Innovative Lehrformate für BNE" der DG HochN erklärt.

Verständnis des Begriffs "Lehrformat"

Ein Lehrformat stellt meist eine Lehrform dar, die sich über die Länge eines Semesters zieht. Diese Lehrform kann unterschiedliche Methoden und Tools beinhalten. Diese Methoden und Tools werden im Hub "Innovative Lehrformate für BNE" ebenfalls unter den Begriff des "Lehrformats" gefasst, können aber auch losgelöst davon betrachtet werden.

Klassische Formen eines Lehrformats sind eine Vorlesung, ein Seminar, eine Übung, ein Praktikum, ein Projektseminar/ eine Projektarbeit. Um die Lernziele des Lehrformats zu erreichen, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Diese Faktoren können in der Tabelle der Beispielsammlung innovativer Lehrformate gefiltert werden. Faktoren, die Einfluss auf das Erreichen der Lernziele nehmen können bspw. die Räumlichkeiten, die Dauer des Formats, die Gruppengröße und die Sprache des Formats sein.

Formate wie E-Learnings und Service Learning können, neben den klassischen Lehrformaten, ebenfalls genutzt werden. Dabei gilt Service Learning gleichzeitig auch als Methode.[1]

Weiterführende Links:

Verständnis des Begriffs "Innovatives Lehrformat"

Hinsichtlich der Beispielsammlung der innovativen Lehrformate für BNE wird folgendes Verständnis vom Begriff des "Formats" vorausgesetzt: "Format" gilt in der Tabelle im Sinne von "Methoden" und "Tools", die in der Lehre verwendet werden können.

Ein innovatives Lehrformat bezieht sich auf eine fortschrittliche und kreative Art und Weise, Wissen zu vermitteln und Lernen zu fördern. Solche Lehrformate zeichnen sich oft durch ihre Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse der Lernenden, die Integration neuer Technologien und Methoden sowie die Schaffung interaktiver und engagierender Lernumgebungen aus. Hier sind einige Beispiele für innovative Lehrformate:

Beispiele für innovative Lehrformate

  • Service Learning (Lernen durch Engagement)[2]: Service Learning strebt danach, gesellschaftliches Engagement mit dem Lehrplan zu verknüpfen. Dabei sollen sowohl studienbezogene Erfahrungen und Lerneffekte entstehen als auch die Bearbeitung gesellschaftlicher Problemfelder oder die Unterstützung gemeinnütziger Partnerorganisationen einbezogen werden, wodurch eine aktive Beteiligung ermöglicht wird. [3]
  • Flipped oder Inverted Classroom[4]: Die traditionelle Lehrmethode wird umgekehrt. Studierende bereiten sich zu Hause auf Lernmaterialien vor und nutzen die Unterrichtszeit für Diskussionen, praktische Anwendungen und Interaktion.
  • Gamification bzw. Game-based Learning[5]: Integration von spielerischen Elementen in den Lernprozess, um die Motivation zu steigern. Belohnungen, Punktesysteme und Wettbewerbe können in den Lehrplan integriert werden.
  • Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR)[6]: Die Integration von VR und AR schafft immersive Lernerfahrungen und ermöglicht es Studierenden, komplexe Konzepte in virtuellen Umgebungen zu erleben.
  • Simulationen[7] und Fallstudien: Die Verwendung von realen Szenarien und Simulationen ermöglicht es Studierenden, theoretisches Wissen in praktischen Kontexten anzuwenden.

Methoden und Tools für innovative Lehrformate

  • Microlearning: Kurze, gezielte Lerneinheiten ermöglichen es Studierenden, Informationen in kleinen Häppchen aufzunehmen. Dies fördert ein kontinuierliches, effizientes Lernen.
  • E-Portfolios: Studierende erstellen digitale Portfolios, um ihre Lernfortschritte, Leistungen und Erfahrungen zu dokumentieren. Dies fördert selbstreflexives Lernen.
  • Interaktive Vorlesungen: Statt passivem Zuhören werden Vorlesungen durch interaktive Elemente wie Umfragen, Diskussionen und Live-Abstimmungen aufgelockert.

Innovative Lehrformate können dazu beitragen, die Lernerfahrung zu verbessern, verschiedene Lernstile anzusprechen und den Anforderungen einer sich ständig wandelnden Welt gerecht zu werden.

Nutzen der innovativen Lehrformate für BNE

Innovative Lehrformate können erheblich zum Erfolg von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beitragen, indem sie die Studierenden auf komplexe Herausforderungen vorbereiten, die sich aus Umwelt-, sozialen und wirtschaftlichen Fragen ergeben. Hier sind einige der Vorteile innovativer Lehrformate für BNE:

  • Praxisnahe Erfahrungen: Innovative Lehrformate, wie projektbasiertes Lernen oder erlebnisorientierte Methoden, ermöglichen es den Lernenden, praktische Erfahrungen zu sammeln und Problemlösungskompetenzen zu entwickeln, die für nachhaltiges Denken und Handeln entscheidend sind.
  • Interdisziplinäres Lernen: BNE erfordert ein Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft. Innovative Lehrformate fördern oft interdisziplinäres Lernen, indem sie verschiedene Fachbereiche miteinander verknüpfen und ein umfassendes Verständnis für nachhaltige Entwicklung fördern.
  • Kritisches Denken: Durch den Einsatz von innovativen Lehrmethoden werden die Studierenden dazu ermutigt, kritisches Denken zu entwickeln und hinterfragen zu lernen. Dies ist entscheidend, um komplexe Themen im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung zu verstehen und Lösungen zu finden.
  • Partizipation und Engagement: Innovative Lehrformate fördern oft die aktive Beteiligung der Lernenden, sei es durch Gruppenprojekte, Diskussionen oder Community-Engagement. Dies trägt dazu bei, ein Bewusstsein für soziale Verantwortung zu schaffen und die Bedeutung von Gemeinschaft und Zusammenarbeit zu betonen. Dabei werden verhaltensbezogene, kognitive, affektive und motivrationale Eigenschaften von Studierenden und strukturelle Merkmale der Lernumgebung, die das Lernen und die akademische Entwicklung beeinflussen, einbezogen.[8]
  • Technologieintegration: Die Integration von Technologien kann innovative Lernmöglichkeiten schaffen, wie z.B. virtuelle Exkursionen, Online-Ressourcen und kollaborative Plattformen. Dies ermöglicht den Zugang zu aktuellen Informationen und globalen Perspektiven im Bereich nachhaltiger Entwicklung.
  • Selbstgesteuertes Lernen: Innovative Lehrformate betonen oft selbstgesteuertes Lernen, was den Lernenden ermöglicht, ihren eigenen Weg zu wählen und ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln, was besonders wichtig ist, wenn es um nachhaltige Entwicklung geht.
  • Langfristige Auswirkungen: Indem sie die Studierenden dazu ermutigen, langfristige Perspektiven einzunehmen und die Auswirkungen ihres Handelns auf die Zukunft zu verstehen, unterstützen innovative Lehrformate die Entwicklung einer nachhaltigen Denkweise.

Insgesamt tragen innovative Lehrformate dazu bei, die Ziele der Bildung für nachhaltige Entwicklung zu fördern, indem sie die Lernenden dazu befähigen, aktive Bürgerinnen und Bürger zu werden, die sich für eine nachhaltige Zukunft engagieren.

Sie adressieren dadurch die Schlüsselkompetenzen der BNE.

BNE Kompetenz [9] Erklärung
Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen Lokale oder nationale Sichtweisen reichen oft nicht aus, um (nicht) nachhaltige Entwicklungen zu analysieren. Die Kenntnis und Bewertung verschiedener Perspektiven ermöglicht die Identifikation von Interessengegensätzen und unterschiedlichen Lösungsansätzen. Zudem tragen unterschiedliche Gesellschaften diverse Wissensformen bei, was vielfältige Wege für nachhaltige Entwicklung eröffnet.
Vorausschauend denken und handeln Bezieht sich in der Nachhaltigkeitswissenschaft auf zukunftsorientierte Ansätze wie Prognosen und Simulationen, u.a. im Kontext von Biodiversität. Dies umfasst das Interesse an Veränderungen in Artenvielfalt sowie Strategien zur Reduzierung nicht nachhaltiger Entwicklungsprozesse. Methoden wie Zukunftskonferenzen und Delphi-Verfahren sind bisher in der formalen und informellen Bildung unterrepräsentiert, obwohl sie entscheidend sind für den Erwerb zukunftsbezogener Kompetenzen, inklusive antizipativem Denken.
Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen Die Komplexität von Problemen und Handlungsnotwendigkeiten kann disziplinär kaum angemessen analysiert werden. Sowohl das Verständnis der Biosphäre als auch die Darstellung nicht nachhaltiger globaler Entwicklungen erfordern eine Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen. Übergeordnete Konzepte wie starke und schwache Nachhaltigkeit sowie Detailkonzepte in Technik, Ökonomie, Handel und anderen Bereichen können nur durch das Zusammenwirken zahlreicher Fachgebiete angemessen erfasst werden.
Gemeinsam mit anderen planen und handeln können Eine umfassende nachhaltige Entwicklung erfordert nicht nur staatliches Handeln und wirtschaftliche Strategien, sondern auch Solidarität und Zukunftsvorsorge auf gesellschaftlicher Ebene. Die Bedeutung von mentalem Wandel und Bürgerbeteiligung für nachhaltige Entwicklung wurde bereits in der Agenda 21 von 1992 betont.
An Entscheidungsprozessen partizipieren können siehe Gemeinsam mit anderen planen und handeln können
Sich und andere motivieren können aktiv zu werden Nachhaltige Entwicklungsprozesse lassen sich nur durch gemeinschaftliches Engagement erfolgreich initiieren. Die Motivationspsychologie betont, dass neben Kenntnissen und Argumenten auch Emotionen eine entscheidende Rolle spielen. Kompetenzen sind definiert als Fähigkeiten in Alltagssituationen, und die Fähigkeit, andere zur Beteiligung an nachhaltiger Entwicklung zu motivieren, ist ein Ausweis für erworbene Fähigkeiten.
Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können Ein modernes Bildungsverständnis betont Autonomie, Individualität und Gemeinschaftlichkeit, ohne Egoismus oder Selbstverwirklichung auf Kosten der Gemeinschaft zu fördern. Gebildet zu sein bedeutet die Ablehnung von Unmenschlichkeit, die Fähigkeit zur Verständigung und das Bewusstsein der eigenen Geschichtlichkeit. Im Kontext von BNE zeigt sich dies in der Kenntnis über Lebensstile und deren Auswirkungen sowie in Wissen über nachhaltige Konsum- und Lebensweisen.
Selbstständig planen und handeln können Pendant zur Teilkompetenz Gemeinsam mit anderen planen und handeln können, mit Fokus auf die individuelle Ebene. Besonders das persönliche Engagement ist entscheidend, wenn es um veränderte Lebensstile, Konsumgewohnheiten und die Rechte anderer Personen und Gemeinschaften geht. Dies beinhaltet auch die Fähigkeit, eigene Lebenspläne unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit zu entwerfen und dabei persönliche Rechte, Bedürfnisse und Interessen zu artikulieren und durchzusetzen. Dabei ist es wichtig, die Grenzen im Hinblick auf das Ziel nachhaltiger Entwicklungsprozesse und die Rechte anderer Menschen und künftiger Generationen nicht zu vernachlässigen.
Empathie und Solidarität für Benachteiligte zeigen können Eng mit der Ethik der nachhaltigen Entwicklung verknüpft und umfasst inter- und intragenerationale Gerechtigkeit. Nachhaltige Entwicklung entstand im Kontext der Ressourcenschonung, hat sich aber zu einem Konzept entwickelt, das stark auf die Schaffung einer gerechten Weltgesellschaft abzielt. Dies hat zwei Hauptkonsequenzen: Als Priorität wird die Schaffung menschenwürdiger Lebensverhältnisse für alle, auch im Umgang mit der Natur, gesehen. Zudem rücken globale Zusammenhänge und die Lebensverhältnisse Benachteiligter, besonders in Entwicklungsländern, in den Fokus.
Sich motivieren können, aktiv zu werden Der Umgang mit eigenen Emotionen, besonders in unsicheren und offenen Situationen, ist dabei entscheidend. In der Risikoforschung ist bekannt, dass Verhaltensänderungen mit Unsicherheit einhergehen, und die Nachhaltigkeitswissenschaft ist von Natur aus von Ungewissheiten geprägt. Die Fähigkeit, sich über eigene Motivationen klar zu werden, sowohl in demokratischen Entscheidungsprozessen als auch im Engagement für nachhaltiges Handeln und Wirtschaftsformen, ist unverzichtbar.

Quellen

  1. Technische Hochschule Nürnberg: Lehr- und Kompetenzentwicklung. Didaktischer Leitfaden 6 - Lehrformen und Lehrkonzepte
  2. Hagemus-Becker, N., Altenschmidt, K. (2019). Service Learning: Lernen durch Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit. In: Kauffeld, S., Othmer, J. (eds) Handbuch Innovative Lehre. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22797-5_28
  3. Altenschmidt, K., & Miller, J. (2010). Service Learning in der Hochschuldidaktik. In N. Auferkorte-Michaelis, A. Ladwig, & I. Stahr (Hrsg.), Hochschuldidaktik für die Lehrpraxis. Interaktion und Innovation für Studium und Lehre an der Hochschule (S. 68–79). Opladen: Budrich.
  4. Zickwolf, K., Kauffeld, S. (2019). Inverted Classroom. In: Kauffeld, S., Othmer, J. (eds) Handbuch Innovative Lehre. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22797-5_2
  5. Kettler, C., Kauffeld, S. (2019). Game-based Learning. In: Kauffeld, S., Othmer, J. (eds) Handbuch Innovative Lehre. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22797-5_18
  6. Knoll, M., Stieglitz, S. Augmented Reality und Virtual Reality – Einsatz im Kontext von Arbeit, Forschung und Lehre. HMD 59, 6–22 (2022). https://doi.org/10.1365/s40702-022-00840-5
  7. Buron, S. (2019). SimMed: Simulation medizinischer Handlungen auf einem Multitouch-Tisch. In: Kauffeld, S., Othmer, J. (eds) Handbuch Innovative Lehre. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22797-5_21
  8. Persike, Malte: Denn sie wissen, was sie tun: Blended Learning in Großveranstaltungen in: Kauffeld, Simone, Othmer, Julius (Hrsg.): Handbuch Innovative Lehre, Wiesbaden, Deutschland: Springer Fachmedien, S. 67.
  9. de Haan, G. (2008). Gestaltungskompetenz als Kompetenzkonzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung. In: Bormann, I., de Haan, G. (eds) Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90832-8_4
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