HOCH-N:Maßnahmen für Hochschulgovernance

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Die Maßnahmen im Überblick

Abbildung: Maßnahmen zur Gestaltung des Nachhaltigkeitsprozesses an Hochschulen

Auf der Basis von Maßnahmen wird die konkrete Nachhaltigkeitsstrategie einer Hochschule konzeptionell entwickelt und operativ ausgeformt. Die Gelingensbedingungen, externe Einflüsse und interne Faktoren – wie sie im vorherigen Kapitel diskutiert werden – setzen dabei den Rahmen dafür, wie gut die Entwicklung und Umsetzung der Maßnahmen gelingen kann. Selbst wenn es schon aus vielen Hochschulen Berichte über erfolgreiche Maßnahmen gibt – sie können nicht einfach auf die eigene Hochschule übertragen werden. Vielmehr muss jede Maßnahme daraufhin geprüft werden, inwiefern sie in einer Hochschule nicht nur relevant, sondern auch passfähig mit den eigenen Strukturen, Entwicklungszielen und Handlungsprinzipien ist. Denn es ist davon auszugehen, dass hochschulische Nachhaltigkeitsprozesse insbesondere dann erfolgreich sind, wenn diese den jeweils vorhandenen Rahmenbedingungen angepasst sind. Schilderungen von Maßnahmen, die an anderen Hochschulen erfolgreich waren, können zwar hilfreich sein, eigene Vorhaben zu entwickeln, oder Anregungen geben, wie die eigenen Ziele verwirklicht werden können. Da die hochschulische Nachhaltigkeitsgovernance aber von vielen Faktoren beeinflusst wird und daher sehr anspruchsvoll ist, gibt es keine einzelne Maßnahme, die für sich genommen eine „gute Governance“ des Nachhaltigkeitsprozesses sicherstellen könnte. Vielmehr ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen erforderlich.

Die Abbildung oben rechts gibt einen Überblick über die Maßnahmen, die im Rahmen von Interviews an den elf HOCHN-Verbundhochschulen von den Interviewten geschildert wurden. Zur besseren Übersicht wurden die Maßnahmen gebündelt und den jeweiligen Bereichen zugeteilt.

Die verschiedenen Arten von Maßnahmen sind in der Abbildung blau unterlegt. Darunter sind Beispiele für die jeweilige Maßnahmenart aufgeführt. Auf übergeordneter Ebene lassen sich vier Maßnahmenbündel (gestrichelte Kästchen) unterscheiden:

  • Erstens ist für die Governance des Nachhaltigkeitsprozesses die Vernetzung innerhalb und außerhalb der Hochschule grundlegend. Diese kann sich auf die übergreifende Abstimmung zum Nachhaltigkeitsprozess sowie auf einzelne Themen und Aktivitäten beziehen.
    Fünf Dimensionen hochschulischer Nachhaltigkeitsgovernance
  • Zweitens ist die Grundlage für den Nachhaltigkeitsprozess eine gezielte Koordination. Diese kann durch Koordinator*innen oder eine eigene Organisationseinheit übernommen werden.
  • Drittens erfordert der Nachhaltigkeitsprozess Maßnahmen mit dem Ziel einer bereichs- und fakultätsübergreifenden Steuerung. Hierzu zählen ein zielgerichtetes Management, die Beobachtung und Analyse vom Ist-Zustand, die Entwicklung der Nachhaltigkeitsaktivitäten, Maßnahmen zur Orientierung und zur Sensibilisierung sowie zum Transfer.
  • Viertens müssen operative Maßnahmen ergriffen werden, um Wirkungen im Sinne der Nachhaltigkeit zu erzielen.

An der Governance des hochschulischen Nachhaltigkeitsprozesses sind verschiedene Akteur*innen beteiligt. Je nach Maßnahme spielen Hochschulleitung, Koordinator*innen bzw. koordinierende Stellen, Studierende, Hochschulbeschäftige sowie hochschulexterne Akteur*innen dabei unterschiedliche Rollen. Im Folgenden werden mögliche Maßnahmen zur Etablierung hochschulischer Nachhaltigkeitsprozesse und -strukturen vorgestellt und jeweils abschließend hinsichtlich der nebenstehenden fünf Dimensionen eingeordnet.

HINWEIS: Für eine Erläuterung der fünf Dimensionen hochschulischer Nachhaltigkeitsgovernance siehe Governance-Regler, zur Betrachtung der eigenen Hochschule im Lichte dieser Dimensionen dient das Selbsteinschätzungstool.

Vernetzung

Im Zentrum der Governance hochschulischer Nachhaltigkeitsprozesse steht, die verschiedenen Akteur*innen an der jeweiligen Hochschule miteinander in Kontakt zu bringen und gemeinsame Entwicklungsprozesse zu ermöglichen. Denn nur wenn dies gelingt, kann der umfassende Anspruch nachhaltiger Entwicklung erfüllt werden. Für eine erfolgreiche Vernetzung sind zwei Aspekte zentral:

  1. Die Akteur*innen auf übergeordneter Ebene verständigen sich über die grundsätzliche Ausrichtung des Nachhaltigkeitsprozesses (Ziele, Handlungsfelder und Konzepte).
  2. Die Akteur*innen tauschen sich themenbezogen über ganz konkrete Probleme und Lösungsansätze aus und entwickeln Maßnahmen.

Übergreifende Abstimmung

Die Abstimmung auf dieser Ebene bezieht sich auf die gesamte Hochschule oder auf bestimmte Teilbereiche (z. B. Campusmanagement) oder Dimensionen von Nachhaltigkeit (z. B. Umwelt). Dabei lässt sich an bestehende Strukturen anknüpfen, etwa indem eine Senatskommission eingerichtet wird, oder es werden eigenständige Gremien eingerichtet. Die Gremien tagen regelmäßig, üblicherweise quartals- oder semesterweise, und sind so zusammengesetzt, dass alle hochschulischen Statusgruppen berücksichtigt sind: Neben der Hochschulleitung umfassen sie üblicherweise Vertreter*innen aus Forschung bzw. Lehre, der Verwaltung und der Studierenden. Wo vorhanden, ist es sinnvoll, Koordinator*innen für Nachhaltigkeit bzw. Vertreter*innen entsprechender Organisationseinheiten in diesen Kreis aufzunehmen und diesen die Koordination der Gremienarbeit zu übertragen.

Diese Gremien tragen etwa die Bezeichnungen Ausschuss, Beirat, Arbeitsgruppe oder -kreis. Somit bestehen Überschneidungen mit den Bezeichnungen der Gremien zur themenbezogenen Abstimmung.

Arbeiten die Gremien zu Themen, die auch jenseits des Campus bedeutsam sind, ist es sinnvoll, externe Akteur*innen, etwa Vertreter*innen der Kommunen, des Landes, der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft, zur regelmäßigen Teilnahme einzuladen. Zudem können externe Expert*innen anlassbezogen Unterstützung bei spezifischen Fragestellungen bieten. Bedeutsam für die übergreifende Koordination sind ferner studentische Initiativen, die darauf zielen, gemeinsame Positionen zu entwickeln und Aktivitäten zu koordinieren. Wo solche Initiativen bestehen, hat es sich bewährt, ihre Vertreter*innen in die übergreifenden Abstimmungsgremien zu integrieren.

Regelmäßiger Austausch in statusgruppenübergreifenden Gremien mit
  • Hochschulleitung
  • Forschenden
  • Lehrenden
  • Studierenden
  • Verwaltung

...und je nach Ziel: Vertreter*innen

  • aus Kommunen
  • Zivilgesellschaft
  • Wirtschaft

Zur Besetzung der übergreifenden Gremien sind unterschiedliche Verfahren denkbar: Die Auswahl kann den Statusgruppen selbst überlassen bzw. gänzlich offen (Selbstselektion) gelassen werden. Oder die Hochschulleitung (oder ein*e von ihr beauftragte*r Akteur*in) identifiziert gezielt in Frage kommende Personen, die dann zur Teilnahme eingeladen oder sogar berufen werden.

Die Gremien können unterschiedliche Funktionen erfüllen:

  • Information: Sie sorgen dafür, dass die verschiedenen hochschulischen Akteur*innen einander überhaupt zur Kenntnis nehmen und beginnen, Informationen und Erfahrungen auszutauschen. Sie bieten Gelegenheit, die Beteiligten regelmäßig über Verlauf und Stand des Nachhaltigkeitsprozesses zu informieren. Indem in den Gremien Vertreter*innen der verschiedenen Fakultäten und Hochschulbereiche mitwirken, können diese zudem als Ansprechpartner*innen für Fragen der Nachhaltigkeit fungieren.
  • Verständigung: Sie ermöglichen den Beteiligten, sich über die grundsätzliche Ausrichtung des Nachhaltigkeitsprozesses – Ziele, Handlungsfelder und Konzepte – zu verständigen. Gegenstand der Gremienarbeit kann etwa sein, ein gemeinsames Verständnis von Nachhaltigkeit oder Leitbilder, Leitlinien oder Orientierungshilfen (z. B. Handbücher) für Nachhaltigkeit zu entwickeln.
  • Multiplikation: Sie fördern die Sichtbarkeit des Nachhaltigkeitsprozesses an der Hochschule. So kann bereits die Einrichtung der Gremien die Aufmerksamkeit in der hochschulischen Öffentlichkeit erhöhen. Zudem kann es zu den Aufgaben der Gremien gehören, die Öffentlichkeit regelmäßig über den Nachhaltigkeitsprozess zu informieren.
  • Koordination und Steuerung: Denkbar ist zudem, dass die Gremien selbst Funktionen der Koordination und Steuerung übernehmen bzw. dazu beitragen, etwa indem sie
    • Bestandsaufnahmen oder Analysen durchführen und Empfehlungen formulieren,
    • Maßnahmen, Projekte oder strukturelle Veränderungen (z. B. Einrichtung von Koordinator*innen oder Stabsstellen für Nachhaltigkeit) an der Hochschule initiieren,
    • bestehende Initiativen an der Hochschule unterstützen, bei der Entwicklung und Beantragung von inter- oder transdisziplinären Projekten auf gemeinsame Interessen hinweisen, Kontakte herstellen und den Kooperationsprozess organisieren.

Auch wenn die Gremien zur übergreifenden Abstimmung formal betrachtet keine Entscheidungsbefugnisse besitzen, können sie somit doch weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten bieten, wenn ausreichende personelle und finanzielle Mittel bereitgestellt werden und die Ergebnisse der Gremienarbeit mit hochschulischen Entscheidungsprozessen verknüpft werden.

Themenbezogene Abstimmung

Die übergreifende Abstimmung kann im besten Fall einen Rahmen bilden, der Orientierung für den Nachhaltigkeitsprozess bildet. Damit allein ist allerdings noch nicht viel erreicht. Vielmehr müssen Ideen und Ansätze von Nachhaltigkeit in alle Bereiche der Hochschule getragen und von möglichst vielen Akteur*innen aufgegriffen werden. Dazu ist es notwendig, dass eine Abstimmung zu konkreten Themen und Fragestellungen stattfindet, so dass Lösungsansätze entwickelt und ihre Umsetzung koordiniert werden kann. Hierzu dienen

  • thematische Arbeitskreise oder -gruppen: Diese können als Unterarbeitsgruppen bzw. -kreise von übergreifenden Abstimmungsgremien oder unabhängig von diesen gebildet werden. Wie die übergreifenden Gremien führen sie Vertreter*innen aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, wobei die genaue Zusammensetzung vom jeweiligen Thema abhängt. Regelmäßige Treffen der AGs bzw. AKs werden dazu genutzt, die Situation an der Hochschule zu bewerten, Maßnahmen zu entwickeln und abzustimmen, wer welche Aufgaben bei deren Umsetzung übernimmt. Beispielsweise können in solchen Gremien Beschäftigte aus verschiedenen Verwaltungsbereichen gemeinsam mit Studierenden Ansatzpunkte für einen nachhaltigen Campus entwickeln oder Wissenschaftler*innen fachbereichsübergreifend Konzepte für Nachhaltigkeit in der Lehre erarbeiten.
  • Forschungszentren bzw. -plattformen: Hierbei geht es darum, Ansätze nachhaltigkeitsbezogener Forschung zu bündeln und miteinander zu verknüpfen, indem Informationen über bestehende Forschung an der Hochschule (z. B. anhand von Datenbanken und E-Mail-Verteilern) bereitgestellt werden oder interessierte Forschende zusammengebracht werden, um sich im Rahmen regelmäßiger interdisziplinärer Treffen und öffentlicher Veranstaltungen auszutauschen. Forschungszentren können zudem sowohl hochschulintern als auch darüber hinaus eine beratende Funktion einnehmen und Gutachten und ihre Expertise zur Verfügung stellen. Hierzu, wie zur Entwicklung weiterführender Forschungsvorhaben, kooperieren sie mit lokaler Politik, Ministerien, Stiftungen, Industriepartner*innen und anderen Akteur*innen.
    Maßnahmen im Bereich Vernetzung berühren vor allem die Dimensionen Profession, Organisation und Wissen
  • Studierendeninitiativen: Im Vordergrund steht auch hier, konkrete Nachhaltigkeitsinitiativen zu entwickeln. Neben praktischen Maßnahmen, etwa zur Campusgestaltung, kann es dabei unter anderem darum gehen, Studierende und/oder die hochschulische Öffentlichkeit für Fragen nachhaltiger Entwicklung zu sensibilisieren (z. B. durch die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsguides für Studierende). Eine Möglichkeit, das Engagement solcher Studierendeninitiativen zu unterstützen besteht darin, beispielsweise die Entwicklungsarbeit in projektorientierte Lehrveranstaltungen zu integrieren oder nachhaltigkeitsbezogene Lehrangebote, die von Studierenden erbracht werden, bei der Anrechnung von Studierendenleistungen zu berücksichtigen. Eine wichtige Basis für eine kontinuierliche Arbeit von Studierendeninitiativen entsteht zudem, wenn die Hochschule studentische Hilfskraftstellen für diesen Zweck finanziert.
  • Kongresse, Workshops u. ä.: Anders als die zuvor genannten Maßnahmen, die kontinuierlich erfolgen, können Kongresse, Workshops und ähnliche Veranstaltungen nur punktuell Impulse setzen. Dennoch vermögen sie, nachhaltigkeitsbezogene Themen auf die Agenda zu bringen und Vorschläge zu entwickeln. Damit können sie dazu beitragen, abstrakte Forderungen nach einer nachhaltigen Hochschulentwicklung zu konkretisieren und wichtige Akteur*innen – nicht zuletzt die Hochschulleitung – von diesem Anliegen zu überzeugen.
Pusteblume, Design: Charlotte Hintzmann BEISPIEL Partizipationsstrukturen an der Freien Universität Berlin


An der FU Berlin werden die übergreifende und die themenbezogene Abstimmung gezielt miteinander verknüpft, indem Gremien auf verschiedenen Ebenen genutzt werden:

  • Ein Steuerungskreis mit Vertreter*innen aus Präsidium, Verwaltung, Wissenschaft sowie universitären Gremien übernimmt die Federführung für den gesamten Nachhaltigkeitsprozess. Unter Koordination der Stabsstelle Nachhaltigkeit setzt er die Schwerpunkte, beobachtet die Entwicklung und zieht regelmäßig Bilanz.
  • Interdisziplinär und bereichsübergreifend besetzte Arbeitsgruppen zu Lehre, Forschung, Campusmanagement und Partizipation/ Kommunikation übernehmen die Initiierung und Umsetzung von Programmen und Instrumenten in ihrem jeweiligen Handlungsfeld.
  • Dezentrale Nachhaltigkeitsteams bearbeiten konkrete Themenschwerpunkte mit Nachhaltigkeitsbezug, entwickeln Projekte und setzen diese um. Dabei geht es sowohl um Verbesserungen innerhalb einzelner Fakultäten als auch um bereichsübergreifende Aktivitäten.

Nachhaltigkeitskoordination

Je weiter eine Hochschule im Nachhaltigkeitsprozess voranschreitet, desto umfangreicher und vielfältiger werden die damit verbundenen Aufgaben und desto größer ist die Zahl der Beteiligten. Damit diese alle an einem Strang ziehen und die verschiedenen Aktivitäten ineinandergreifen, ist die Abstimmung zwischen den Beteiligten eine wichtige Voraussetzung. Gleichzeitig kann aber nicht vorausgesetzt werden, dass eine solche Abstimmung stattfindet, wenn die Mitwirkenden sich nur „nebenbei“ für die Nachhaltigkeit an ihrer Hochschule engagieren (können oder sollen) und ungeklärt ist, wer die Verantwortung für die Koordination übernimmt. Die Erfahrungen mit Nachhaltigkeitsprozessen an Hochschulen zeigen, dass deren Koordination zusätzlichen Aufwand erfordert, der nach Möglichkeit dauerhaft eingeplant werden sollte. Zugleich sollte die Koordination institutionell verankert werden, um klare Verantwortlichkeiten zu schaffen und eine Anlaufstelle für nachhaltige Entwicklung zu etablieren.

Umfangreiches Aufgabenspektrum von Koordinationsstellen
  • Bindeglied zwischen der Hochschulleitung und anderen Statusgruppen bzw. zwischen verschiedenen Bereichen der Hochschule
  • Sensibilisierung für Nachhaltigkeit
  • Bestandsaufnahmen
  • Identifikation von Handlungsfeldern für den Nachhaltigkeitsprozess
  • Agenda-Setting
  • Ansprache und Beteiligung von Akteur*innen für die Mitwirkung
  • Initiierung und Organisation von Gremien
  • Koordination und Unterstützung von Nachhaltigkeitsinitiativen
  • Entwicklung, Umsetzung und Begleitung von Maßnahmen

Hierfür sind Lösungen von unterschiedlicher Tragweite vorstellbar: So kann sich die Koordinationsfunktion auf einzelne Themen bzw. Teilbereiche beziehen oder auf sämtliche Felder von Nachhaltigkeit erstrecken. Zudem kann sie an einzelne Personen geknüpft werden oder größere Teams oder Organisationseinheiten umfassen. Schließlich kann die Koordination mit dem Anspruch verbunden sein, andere Beteiligte an der Hochschule zu steuern, oder sie kann eher auf Kommunikation und Vermittlung zwischen den verschiedenen Mitwirkenden zielen.

Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeitskoordination berühren vor allem die Dimensionen Profession und Organisation

Eine vielfach praktizierte Variante der Koordination bilden Personen, die als Beauftragte*r, Koordinator*in oder Referent*in für Nachhaltigkeit bzw. für nachhaltigkeitsrelevante Themen – z. B. Umwelt, Familienfreundlichkeit oder Diversity Management – fungieren. Häufig werden diese Funktionen von Professor*innen übernommen. Das hat den Vorteil, dass diese selbst fachliche Expertise einbringen können und eher von anderen Wissenschaftler*innen akzeptiert werden. Der Zugang zu den technischen und administrativen Bereichen der Hochschule kann in diesem Fall aber schwieriger sein. Als sinnvoll hat sich erwiesen, den Beauftragten eine Assistenz zur Seite zu stellen, um das Tagesgeschäft bewältigen zu können.

Eine weitere Möglichkeit, die Koordination des Nachhaltigkeitsprozesses zu institutionalisieren besteht darin, Stabsstellen oder eigenständige Organisationseinheiten (Kompetenzzentren) einzurichten. Diese verfügen in der Regel über mehrere Mitarbeiter*innen. Ihre Einrichtung kann den Querschnittscharakter von Nachhaltigkeit verdeutlichen und einen Knotenpunkt für sämtliche Nachhaltigkeitsaktivitäten an einer Hochschule etablieren. Hier können auch Nachhaltigkeits- und andere Beauftragte angesiedelt werden. In der weitreichendsten Variante stellen solche Organisationseinheiten das zentrale Organ für die Umsetzung des hochschulischen Nachhaltigkeitsprozesses dar. Ein Vorteil von Stabsstellen bzw. Kompetenzzentren liegt in der engen Anbindung an die Hochschulleitung. Das heißt aber zugleich, dass der Kontakt zu anderen Bereichen der Hochschule zunächst relativ gering ist. Ein enger Austausch und eine breite, kontinuierliche Kommunikation sind daher unerlässlich.

Ausgangspunkt hochschulischer Nachhaltigkeitskoordination

Häufig sind Umweltmanagementsysteme wie EMAS der Ausgangspunkt, um Vernetzungsstrukturen an der Hochschule zu schaffen. Sie ebnen den Weg zum allgemeinen Austausch über Nachhaltigkeitsaspekte an der Hochschule und machen die Koordination durch Umweltbeauftragte erforderlich. Daher bilden EMAS und Co. oft eine gute Startposition für den Nachhaltigkeitsprozess an Hochschulen.

Eine wichtige und aktive Rolle bei der Koordination können schließlich die Studierenden an einer Hochschule spielen. Koordinierende Aktivitäten seitens Studierender zielen zum einen darauf, studentische Initiativen zu koordinieren und zu bündeln; zum anderen gilt es, die Ressourcen und Ideen Studierender für den gesamthochschulischen Nachhaltigkeitsprozess zu nutzen. Diese Aufgaben können etwa von gewählten Studierendenvertretungen (AStA-Referat, studentische*r Vizepräsident*in etc.) erfüllt werden. Eine weitergehende Form stellen sogenannte „Green Offices“ bzw. Nachhaltigkeitsbüros dar, die gemeinsam von Studierenden und Hochschulmitarbeiter*innen betrieben werden und für die die Hochschule finanzielle Mittel sowie Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.

Pusteblume, Design: Charlotte Hintzmann BEISPIEL Kompetenzzentrum nachhaltige Universität (KNU) der Universität Hamburg


Ziel des Kompetenzzentrums Nachhaltige Universität (KNU) ist es, zur Entwicklung und Gestaltung der Universität Hamburg als einer „University for a Sustainable Future“ beizutragen und ihre Zukunftsfähigkeit in Forschung, Lehre, Bildung und Hochschulsteuerung sichern zu helfen. Um dies zu erreichen, konzipiert das KNU Maßnahmen zur Implementierung einer nachhaltigen Entwicklung, begleitet die Universität bei der Umsetzung einer nachhaltigen Transformation, initiiert und fördert Projekte zu nachhaltiger Entwicklung, stärkt die universitätsinternen und -externen Vernetzungen im Bereich Nachhaltigkeit und fungiert als Think Tank und Experimentierlabor.

Weitere Informationen unter www.nachhaltige.uni-hamburg.de

Übergreifende Steuerung

Nachhaltigkeitsmanagement

Natürlich lässt sich der gesamte Nachhaltigkeitsprozess als Managementaufgabe begreifen. Wenn hier von Management die Rede ist, wird darunter ein systematisches Verfahren zur ständigen Verbesserung nachhaltigkeitsrelevanter Aspekte an Hochschulen verstanden. Ein solches Verfahren stützt sich auf die Idee eines Steuerungszyklus‘: Ausgehend von einer Analyse der aktuellen Situation an der Hochschule werden Ziele bestimmt und konkrete Maßnahmen definiert. Anschließend werden Verantwortlichkeiten und Verfahren festgelegt, die notwendigen Organisationsstrukturen geschaffen und die vereinbarten Maßnahmen umgesetzt. Mit einem kennzahlenbasierten Controlling wird der Erfolg der Maßnahmen überprüft und darüber berichtet.

Berichterstattung.png Zum Leitfaden Nachhaltigkeitsberichterstattung

Auf dieser Basis werden Entscheidungen über das weitere Vorgehen getroffen. Ein solches Management kann unterschiedlich angelegt sein:

  • Umweltmanagement: Für Umweltfragen besteht bereits seit den 1990er Jahren das „Eco-Management and Audit Scheme“ – kurz EMAS. Zentrale Elemente sind die Umweltprüfung und die Entwicklung eines Umweltprogramms und Umwelthandbuchs. Neben dem internen Controlling spielt die externe Begutachtung (Audit) und Zertifizierung eine wichtige Rolle. Die Erfahrungen von Hochschulen mit EMAS sind positiv. Neben seiner Steuerungswirkung hat EMAS eine Signalwirkung, weil die Bedeutung von Umweltfragen betont wird.
  • Nachhaltigkeitsmanagement: Umweltmanagementsysteme wie EMAS bilden einen guten Ausgangspunkt für den Nachhaltigkeitsprozess an Hochschulen, sind aber auf Umweltfragen beschränkt und legen den Schwerpunkt auf den Bereich Betrieb bzw. Campusmanagement.
Betrieb.png Zum Leitfaden Betrieb

Obwohl EMAS nicht speziell für Hochschulen entwickelt wurde, ist es oft ein Ansatzpunkt für den Nachhaltigkeitsprozess an Hochschulen. Ein solches Nachhaltigkeitsmanagement bezieht häufig insbesondere die Felder Lehre und Forschung ein und fügt sich in eine Gesamtstrategie für den Nachhaltigkeitsprozess ein bzw. wirkt darauf hin, dass eine solche Gesamtstrategie entwickelt wird. Neben Umweltmanagementsystemen kann sich ein Nachhaltigkeitsmanagement jedoch auch stärker an ökonomischer oder sozialer Nachhaltigkeit (wie z. B. anhand des „DIN ISO 26000 Leitfadens zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen“) orientieren und von dort ausgehend aufgebaut werden. Häufig wird die Aufgabe des Nachhaltigkeitsmanagements von Nachhaltigkeitskoordinator*innen bzw. einer entsprechenden Koordinierungsstelle übernommen.

Nachhaltigkeitsmanagement
  • bedarf einer systematischen Information über alle nachhaltigkeitsrelevanten Aspekte und Entwicklungen an der Hochschule
  • schafft ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit
  • erweitert den Kreis der Beteiligten stetig
Pusteblume, Design: Charlotte Hintzmann BEISPIEL Baukastensystem Nachhaltiger Campus (Hochschule Zittau-Görlitz)


Die Hochschule Zittau-Görlitz hat in Zusammenarbeit mit der TU Dresden ein „Baukastensystem Nachhaltiger Campus“ (BNC) entwickelt, das ein hochschulspezifisches Nachhaltigkeitsmanagement ermöglichen soll. Es beinhaltet die Bausteine Hochschulmanagement, Bildung & Transfer, Liegenschaften und Betrieb sowie externe Kooperationen & Partnerschaften, für die jeweils Ziele definiert und Kennzahlen gebildet werden. Die Planung und Durchführung von Maßnahmen in den vier Bausteinen ist partizipativ ausgerichtet und bezieht Studierende, Beschäftigte der Hochschule sowie Externe ein. Um die erzielten Fortschritte zu ermitteln, wird ein Peer-to-Peer-Review-Prozess genutzt, bei dem Einrichtungen, die das BNC nutzen, einander überprüfen und Verbesserungsvorschläge formulieren. Die Basis für das Baukastensystem bilden standardisierte Systeme, wie EMAS und DIN EN ISO 14001, die global bzw. europaweit verbreitet und akzeptiert werden, jedoch auf die Spezifika von Einrichtungen höherer Bildung nur unzureichend übertragen werden können. Ziel ist es somit eine allgemeingültige Hochschullösung für den Betrieb eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems zu generieren, in dem die Mitglieder der Einrichtung aktiv an der Gestaltung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsleistung mitwirken.

Beobachtung und Analyse

Wie in dem vorherigen Abschnitt bereits angedeutet, spielt die Sammlung und Auswertung von Daten eine große Rolle für das Nachhaltigkeitsmanagement. So werden etwa Kennzahlen zum Energie- bzw. Ressourcenverbrauch für Monitoring- oder Controllingansätze herangezogen. Die Erhebung und Verarbeitung der Daten wird maßgeblich von den technischen Diensten durchgeführt, bestenfalls sogar durch Mitwirkung von Studierenden sowie Forscher*innen umgesetzt. Um den Nachhaltigkeitsprozess zu unterstützen, bieten sich aber noch weitere Möglichkeiten:

  • Studien zu den Voraussetzungen und Anforderungen der Einführung von hochschulischen Managementsystemen
  • kriteriengestützte Überprüfungen der Einhaltung von Rechtsvorschriften, z. B. im Bereich Arbeitsschutz oder Gefahrenstoffe
  • Befragung von Hochschulangehörigen zu ihrer Wahrnehmung von Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsaspekten

Umfassendere Analysen können im Rahmen einer Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsberichterstattung erfolgen.

Berichterstattung.png Zum Leitfaden Nachhaltigkeitsberichterstattung

Eine Orientierung hierfür bietet der hochschulspezifische Nachhaltigkeitskodex, der 20 Kriterien innerhalb der Bereiche Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft beinhaltet, die als Berichtsstandards genutzt werden können.

Die Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass es nicht immer leicht ist, die benötigten Daten zu beschaffen, weil

  • zunächst geklärt werden muss, ob und wo diese Daten vorliegen,
  • die Aufbereitung und Bereitstellung von Daten aufwendig sein kann,
  • nicht jede*r „seine/ihre“ Daten bereitwillig teilt und
  • der Sinn und Zweck der Analysen erst vermittelt und die Bereitschaft zur Beteiligung erst hergestellt werden muss.
Reflexionsfragen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
  • Wer soll mit dem Nachhaltigkeitsbericht angesprochen werden?
  • Worüber sollen Aussagen getroffen werden?
  • Welche Daten werden dafür benötigt? Liegen diese vor? Bei wem? Welche Daten müssen erst noch erhoben werden?
  • Wer soll für die Zusammenführung und Auswertung der Daten zuständig sein?
  • Wer ist an der Interpretation der Daten zu beteiligen?
  • Wie sollen die Ergebnisse aufbereitet werden?

Nachhaltigkeitsbezogene Daten zu erheben und auszuwerten, ist daher kein rein „technischer“ Prozess, sondern erfordert viel Kommunikation und Kooperation. Wird dies berücksichtigt, kann eine wichtige Grundlage für gezielte Steuerungsversuche geschaffen werden – und mehr noch: Indem Transparenz über die Situation und den Entwicklungsprozess hergestellt wird, fördern Analysen und Berichterstattung auch die Auseinandersetzung mit Fragen der Nachhaltigkeit an der Hochschule, können Entscheidungen der Hochschulleitung vorbereiten und somit Anstoß für neue nachhaltigkeitsbezogene Initiativen sein.

Pusteblume, Design: Charlotte Hintzmann BEISPIEL Nachhaltigkeitsbericht der Leuphana Universität Lüneburg


Die Leuphana Universität Lüneburg zeichnet in ihrem regelmäßig erscheinenden Nachhaltigkeitsbericht auf, wie der Leitgedanke der Nachhaltigkeit umgesetzt und weiterentwickelt wird. Der Bericht, für dessen Erstellung die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Universität zuständig ist, erläutert die Ziele (Leitlinien) der Universität und stellt die Situation in den „Wirkungsfeldern“ Forschung, Bildung, Gesellschaft und Campusbetrieb dar. Der Nachhaltigkeitsbericht enthält zudem eine Magazinbeilage, in der über das Schwerpunktthema Bildung und Nachhaltigkeit informiert wird.

Anwendung des HS-DNK

Die Leuphana Universität Lüneburg hat den deutschen hochschulspezifischen Nachhaltigkeitskodex (HS-DNK) angewandt und ihre Entsprechenserklärung dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) vorgelegt, die erfolgreich geprüft wurde.

Orientierung

Nachhaltigkeit erfordert ein abgestimmtes Vorgehen in den verschiedenen Bereichen der Hochschule. Damit alle Beteiligten an einem Strang ziehen und gezielt Maßnahmen planen und umsetzen können, ist es wichtig, Orientierung für den Nachhaltigkeitsprozess zu geben. Dies kann in Form von Leitbildern oder Leitlinien erreicht werden. Diese beschreiben die übergeordneten Werte und Zielsetzungen der Hochschule in Bezug auf Nachhaltigkeit und konkretisieren diese Vorstellungen, indem sie sie auf bestimmte Handlungsfelder oder Themen herunterbrechen. Leitbilder und Leitlinien können sich auf Nachhaltigkeit als Ganzes oder auf einzelne Teilbereiche wie etwa Umwelt beziehen. Sie machen greifbar, was mit dem Nachhaltigkeitsprozess erreicht werden soll und zeigen, dass Nachhaltigkeit an der Hochschule ein großes Gewicht hat. Damit erhöhen sie den Druck, dass tatsächlich etwas geschieht – denn die Vorgaben, die mit Leitbildern und Leitlinien gemacht werden, verlangen nach Umsetzung. Die bloße Verabschiedung von Leitbildern und Leitlinien reicht dafür allerdings nicht aus. Vielmehr wird deren Entwicklung häufig bereits so angelegt, dass möglichst viele Hochschulakteur*innen – einschließlich der Studierenden – davon erfahren und die Möglichkeit erhalten sich einzubringen. Auf diese Weise fließen unterschiedliche Perspektiven und Ideen ein und es wird auf die Akzeptanz der Leitbilder und Leitlinien hingewirkt. Und nicht zuletzt kann die Beteiligung wichtige Akteur*innen dazu motivieren, sich auch an weiteren Aktivitäten zu beteiligen. Denn Leitbilder und Leitlinien sind nur ein erster Schritt: Erst wenn es gelingt, sie in konkrete Ziele und Maßnahmen zu übersetzen, können sie ihre ganze Wirkung entfalten.

Pusteblume, Design: Charlotte Hintzmann BEISPIEL Die Nachhaltigkeitsleitlinien der Universität Vechta


Die Universität Vechta versteht ihren Nachhaltigkeitsprozess als kontinuierliche Weiterentwicklung im Sinne einer „lernenden Organisation“. Dieses Verständnis wurde in den Nachhaltigkeitsleitlinien der Universität festgeschrieben. Die Leitlinien wurden von der Arbeitsgruppe „Nachhaltige Hochschule“, in der alle hochschulischen Akteur*innengruppen vertreten sind, in Abstimmung mit dem Präsidium und dem Senat der Universität entwickelt. Sie betonen die Bedeutung von Bildung und Forschung für nachhaltige Entwicklung sowie eines nachhaltigen Campusbetriebs. Hervorgehoben werden zudem eine partizipative Kultur an der Universität sowie die Vernetzung und Kooperation mit relevanten regionalen und überregionalen Akteur*innen. Außerdem wird die AG „Nachhaltige Hochschule“ als Impulsgeber für den Nachhaltigkeitsprozess benannt.

Sensibilisierung

Ein Bewusstsein für die Bedeutung von Nachhaltigkeit ist eine bedeutende Voraussetzung für einen gelingenden Nachhaltigkeitsprozess an Hochschulen. Zugleich ist es ein wichtiges Ziel des Nachhaltigkeitsprozesses, ein solches Bewusstsein zu schaffen, auf Initiativen an der Hochschule hinzuweisen und zu eigenem Engagement zu motivieren. Zu dieser Sensibilisierung kann unter anderem die Nachhaltigkeitsberichterstattung beitragen.

Die Thematisierung von Nachhaltigkeit im Rahmen von Lehrveranstaltungen kann Studierende zu „Multiplikator*innen“ machen, die den Nachhaltigkeitsgedanken sowohl an der Hochschule als auch nach außen weitertragen. Um ein möglichst vielfältiges Angebot schaffen und ein breites Publikum ansprechen zu können, empfiehlt es sich, Sensibilisierungsmaßnahmen gemeinsam mit Studierendeninitiativen und hochschulexternen Akteur*innen (z. B. Stadt, Zivilgesellschaft) zu planen und durchzuführen.

Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen
  • Informationen über Ressourcenverbrauch und erzielte Einsparungen
  • Aktionstage bzw. -wochen
  • Seminare, Filme, Kunstaktionen, Diskussionsveranstaltungen
  • ... und vieles mehr
Pusteblume, Design: Charlotte Hintzmann BEISPIEL Energiesparkampagne an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)


Ziel der Kampagne ist es, Energieeinsparungen durch Verhaltensänderungen der Büronutzer*innen an der Hochschule zu erreichen. Mit Hilfe von Flyern und anderen Materialien werden verschiedene Energiespartipps (vollständiges Abschalten aller Geräte und der Beleuchtung, Herunterregeln der Heizung, Stoßlüften) vermittelt, die Motivation zu umweltfreundlichem Verhalten gefördert und das Gefühl gestärkt, einzeln und gemeinsam etwas bewegen zu können. Über die erzielten Einspareffekte wird auf der Website der HNEE berichtet.

Weitere Informationen unter ECHO-Projekt


Pusteblume, Design: Charlotte Hintzmann BEISPIEL Klimanotstand an der Freien Universität Berlin


Am 17. Dezember 2019 ruft die Freie Universität Berlin den Klimanotstand aus. Der Vorsatz ist die Auswirkungen auf das Klima bei allen Entscheidungen und Planungen zu berücksichtigen und die Klimaneutralität der Freien Universität Berlin bis 2025 zu erreichen.

Weitere Informationen zum Klimatnotstand der FU Berlin

Transfer

Im Zuge des Nachhaltigkeitsprozesses sammeln Beteiligte in allen Bereichen der Hochschule wertvolle Erfahrungen und entwickeln Konzepte, Dienstleistungen oder Technologien, um Nachhaltigkeit an Hochschulen und in der Gesellschaft zu gestalten. Die Ergebnisse des Nachhaltigkeitsprozesses gilt es zu diskutieren, zu vermitteln und weiterzuentwickeln. Dies geschieht über vielfältige Interaktion und Kooperation der Hochschulen mit hochschulexternen Akteur*innen in der Region und darüber hinaus.

Transfer beschreibt dabei jedoch keine einfache Übertragung des hochschulischen Nachhaltigkeitswissens; sondern es geht um eine aktive Vermittlung, Aneignung und gemeinsame koproduktive Arbeit am gewonnenen Wissen. Dadurch kommt es auch zur Adaption von Ideen, Konzepten und Maßnahmen. Die Anschlussfähigkeit und Akzeptanz von Konzepten und Maßnahmen innerhalb einer Organisation bedarf der Anpassung jener Konzepte in Bezug auf die eigene Institution.

Transfer heißt ebenfalls, neben der Anregung durch Beispiele von externen Dritten für eine Diffusion und Weiterentwicklung von Nachhaltigkeit in der eigenen Hochschule zu sorgen, z.B. in der Lehre oder über einen Leitbildprozess. Es geht also darum, eine Verständigung über die Ziele, Prinzipien und Aktivitäten herbeizuführen und darüber ein gemeinsames Nachhaltigkeitsverständnis aufzubauen.

Bedingungen und Ansätze des Transfers
  • innerhalb der Hochschule, z.B.
    • Netzwerke innerhalb der Hochschule
    • Weiterbildungsveranstaltungen, Ringvorlesungen
    • Aufbereitung und Thematisierung nachhaltigkeitsrelevanter Inhalte in der Lehre
  • außerhalb der Hochschule, z. B.
    • regionaler, nationaler, internationaler Erfahrungsaustausch von Hochschulleitungen
    • kollaborative Forschungs- und Entwicklungsprojekte mit zivilgesellschaftlichen Partnern
  • durch Impulse aus dem Umfeld der Hochschule, z.B.
    • Förderbekanntmachungen
    • Entrepreneurship

Allerdings passiert das nicht automatisch – weder an der Hochschule noch außerhalb davon. Daher braucht man gezielte Transfermaßnahmen.

Transfer.png Zum Leitfaden Transfer

Transfer sollte dabei nicht so verstanden werden, dass Wissen oder Handlungsansätze einfach „weitergereicht“ werden. Damit sie auch anderenorts – etwa in einem anderen Bereich der Hochschule oder in einer anderen Hochschule – wirksam werden können, müssen sich die Akteur*innen dort aktiv damit auseinandersetzen und sie auf ihren eigenen Kontext übertragen. Dabei ist zweierlei zu berücksichtigen:

  1. Transfer ist aufwendig, er gelingt nicht „nebenbei“ oder aufgrund überzeugender Argumente.
  2. Transfer erfordert Austausch und Verständigung. Dabei gilt: Nicht nur diejenigen, die eine Idee übernehmen, lernen etwas dazu. Darüber hinaus können die „Ideengeber“ selbst im Transferprozess neue Impulse erhalten.
Pusteblume, Design: Charlotte Hintzmann BEISPIEL Transfer an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)


An der HNEE ist Transfer seit 2016 als strategisches Ziel festgeschrieben. Die Strategie wird von einem Transferbeirat mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft beratend begleitet. Ein Transferzentrum soll zum Austausch der Hochschule mit ihrem Umfeld, der Region und darüber hinaus beitragen. Es dient als Schnittstelle zwischen Hochschule und Praxis und vereint die Bereiche Wissens- und Technologietransfer, Drittmittelmanagement und EU-Förderung unter einem Dach. Unter anderem initiiert es Auftaktgespräche, berät zu Fördermöglichkeiten und unterstützt Hochschulangehörige bei Förderthemen und -anträgen. Dabei bereitet es auch aktiv Themen auf und trägt diese an Akteur*innen aus Forschung und Lehre heran. Ein Transferkatalog informiert über die Leistungsangebote der Hochschule.


Maßnahmen im Bereich Übergreifende Steuerung berühren vor allem die Dimensionen Politik, Wissen und Öffentlichkeit

Operative Maßnahmen

Governance betrifft Fragen der Steuerung und der Handlungskoordination an Hochschulen und bildet einen Rahmen, um konkrete – operative – Maßnahmen zu ermöglichen. Diese operativen Maßnahmen dienen dazu, bestimmte Wirkungen im Sinne der Nachhaltigkeit zu erzielen. Wie in den vorigen Abschnitten bereits verschiedentlich angedeutet, können operative Maßnahmen auf den Governance-Prozess selbst zurückwirken, etwa indem sie für Fragen der Nachhaltigkeit sensibilisieren oder wenn die Planung von operativen Maßnahmen als Anlass genommen wird, einen Austausch zwischen verschiedenen Hochschulakteuren zu organisieren.

Operative Maßnahmen lassen sich tendenziell einzelnen Hochschulbereichen zuordnen. Allerdings heißt das nicht, dass diese nur von Akteur*innen aus dem jeweiligen Bereich erbracht werden. Auch hier ist erforderlich, dass Akteur*innen aus verschiedenen Bereichen zusammenwirken.

  • Forschung: Vorhaben können zum einen nach innen, d. h. auf die Hochschule selbst gerichtet sein, etwa wenn es darum geht, den energetischen Zustand der Hochschule zu analysieren und ein entsprechendes Berichtswesen zu etablieren oder Möglichkeiten einer CO2-neutralen Hochschule zu identifizieren. Zentrale Akteur*innen sind dann neben Wissenschaftler*innen etwa Vertreter*innen aus dem (technischen) Betrieb. Zum anderen kann sich nachhaltigkeitsbezogene Forschung nach außen richten und beispielsweise unter Beteiligung von Studierenden, kommunalen Vertreter*innen und weiteren Interessierten Möglichkeiten zur Extensivierung städtischer Grünflächen in den Blick nehmen.
Forschung.png Zum Leitfaden Forschung
  • Lehre: Maßnahmen im Bereich der Lehre bestehen vor allem in der Einrichtung nachhaltigkeitsbezogener Lehrstühle (z.B. zu Nachhaltigkeitsökonomie) oder Studiengänge (z.B. Nachhaltigkeitswissenschaften). Auch einzelne nachhaltigkeitsbezogene Module sind möglich, etwa mit einführendem Charakter zu Beginn des Studiums oder als Projektseminar. Nachhaltigkeitsbezogene Lehrformate werden dabei häufig fächerübergreifend angeboten. Es hat sich bewährt, an ihrer Entwicklung bzw. Erbringung ebenso Studierende sowie hochschulexterne Partner*innen (Umweltämter, Betriebe etc.) zu beteiligen. Die Teilnahme kann freiwillig oder verpflichtend sein. Anreize zur Teilnahme können gesetzt werden, indem Studierende zusätzlich zu Creditpoints ein Nachhaltigkeitszertifikat erhalten, nachdem sie bestimmte Module erfolgreich besucht haben.
Lehre.png Zum Leitfaden Lehre
  • Campusmanagement: Maßnahmen im Bereich Campusmanagement können darauf abzielen, nachhaltige Verfahren und Strukturen im Bereich der Beschaffung oder der Energiewirtschaft zu installieren. Darüber hinaus sind vielfältige Maßnahmen denkbar: zur fahrradfreundlichen Gestaltung der Hochschule, zum Anbau ökologischer Lebensmittel, Gestaltung von Grünflächen oder zur Verwendung von Mehrwegbechern usw. Derartige Maßnahmen bieten die Möglichkeit, auch externe Akteur*innen (möglicherweise Schüler*innen) einzubinden. Sie gehen häufig von Studierenden aus bzw. werden von diesen getragen, bedürfen aber auch der Kooperation und Unterstützung seitens der Hochschulleitung und der Verwaltung. Dies schließt die Möglichkeit für Studierende ein, bei der Hochschule eine finanzielle Unterstützung für die Umsetzung eigener Ideen zu beantragen.
Betrieb.png Zum Leitfaden Betrieb
  • Umfeld der Hochschule: Maßnahmen, die auf das Umfeld der Hochschule zielen, wurden teilweise bereits im Bereich des Transfers erwähnt. Neben Maßnahmen, die sich an die allgemeine Öffentlichkeit richten, beispielsweise Tage der offenen Tür, sind hier Angebote für spezifische Zielgruppen zu nennen, etwa für Schüler*innen und Lehrkräfte. Derartige Maßnahmen können gemeinsam von Lehrenden und Studierenden konzipiert und durchgeführt werden. Sie dienen nicht nur dazu, nachhaltigkeitsrelevantes Wissen zu vermitteln, sondern regen ebenso dazu an, die bestehende Lehrpraxis an der Hochschule zu reflektieren.
Transfer.png Zum Leitfaden Transfer
Maßnahmen im Bereich Operative Maßnahmen berühren vor allem die Dimensionen Wissen und Öffentlichkeit
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