HOCH-N:Gelingensbedingungen hochschulischer Nachhaltigkeit

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Was beeinflusst hochschulische Nachhaltigkeit? Wo kann eine Hochschule Akzente setzen, wo muss sie sich mit externen Bedingungen auseinandersetzen und welche Prinzipien unterstützen die Nachhaltigkeitsprozesse an Hochschulen? Dies waren zentrale Fragen der empirischen Forschung, die diesem Leitfaden zugrunde liegen. Darauf aufbauend diskutiert dieses Kapitel Rahmenbedingungen und unterstützende Faktoren hochschulischer Nachhaltigkeit und zeigt notwendige Handlungsprinzipien auf. Die in einigen der Kästen aufgeführten Zitate bieten prägnante Einblicke in das umfangreiche Erhebungsmaterial von 61 Interviews.

Als Rahmenbedingungen müssen sich Hochschulen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit mit Regularien und Vorgaben auseinandersetzen. Die Wissenschaftspolitik der Bundesländer gibt entscheidende Impulse; etablierte Wissenschaftslogiken können zu Zielkonflikten führen. Die Hochschulgröße und ihre regionale Einbindung beeinflusst die Entwicklungspotenziale hochschulischer Nachhaltigkeit. Manche dieser Variablen sind festgelegt. Andere befinden sich selbst in Entwicklung – gerade durch das individuelle Engagement und die Aktivitäten der Hochschulen. Unterstützende Faktoren hingegen können von der Hochschule selbst aktiv gestaltet werden. Hier geht es um die Frage nach der Bedeutung und Priorisierung, die der Nachhaltigkeit innerhalb der eigenen Institution beigemessen wird, wie auch um die resultierende Ressourcenausstattung und Anreizsysteme. Schließlich bedarf es der Berücksichtigung organisationaler Handlungsprinzipien, die sich konsistent zum Nachhaltigkeitskonzept verhalten.


Rahmenbedingungen

Nachhaltigkeit als gesellschaftspolitischer Diskurs

Nachhaltigkeit mit all ihren Facetten hat sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen, gesellschaftspolitischen Debatte entwickelt und gewinnt auch für Hochschulen auf gesamtinstitutioneller Ebene zusehends an Bedeutung. Hochschulen werden dabei immer stärker als verantwortliche gesellschaftliche Akteure adressiert und beansprucht. Der Nachhaltigkeitsdiskurs bietet Hochschulen einen entscheidenden Bezugsrahmen, dessen Ziele und normativen Bezüge in hohem Maße Orientierung für die eigene Profilierung und Entwicklung bieten können – für die Organisationsstruktur gleichermaßen wie in Bezug auf die inhaltlich-disziplinäre Schwerpunktsetzung.

Die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005-2014), das folgende Weltaktionsprogramm (WAP) „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2014-2019), die Sustainable Development Goals (SDGs) sowie Projekte wie LeNa zum Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungsorganisationen sind wichtige Treiber für die Entwicklung hochschulischer Nachhaltigkeit.

HERVORHEBUNG: Dabei hat die UN-Dekade weit mehr bewirkt, als nur eine Nachhaltigkeitsperspektive innerhalb der Bildungsdebatte zu thematisieren. Viel eher kam es durch die Diskurse im Rahmen der UN-Dekade zu einer Erweiterung des Bildungsbegriffes selbst. LeNa Projektwebseite: https://nachhaltig-forschen.de BNE Portal: www.bne-portal.de/


Zielkonflikte der Nachhaltigkeit

Die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit bedeutet vielfach, die verschiedenen – und teils widersprüchlichen – Interessen und Perspektiven an einer Hochschule zum Thema zu machen. Wie verträgt sich z. B. die wissenschaftspolitische Forderung nach einer stärkeren Internationalisierung der Hochschulen mit dem Leitbild einer nachhaltigen Hochschule, die ihren ökologischen Fußabdruck minimiert? Wie verhalten sich das Ziel eines gesamthochschulischen Nachhaltigkeitsprozesses und die Autonomie in Lehre und Forschung zueinander? Welche Anreize kann es beispielsweise für Professor*innen attraktiv machen, sich aktiv in den Entwicklungsprozess der eigenen Hochschule einzubringen? Bei solchen Fragen treffen die Positionen und Interessen unterschiedlicher Personengruppen aufeinander, die es abzuwägen und denen es Rechnung zu tragen gilt.

EINFÜGEN: KÄSTEN UND BEISPIELE VERLINKUNG ZUM LEITFADEN BETRIEB


Politik und Verwaltung als relevante Partner*innen

Als zentral verantwortliche Instanzen für die Hochschulentwicklung haben die Wissenschaftsministerien der einzelnen Bundesländer starken Einfluss auf die Hochschulen und deren Potenziale zur nachhaltigen Entwicklung. Auf formeller Ebene können über Gesetze und Verordnungen nachhaltigkeitsrelevante Kriterien wie Umwelt- und Sozialstandards verankert werden (z. B. über Vergaberichtlinien). In direkter Verhandlung zwischen den Hochschulen und den Landesregierungen finden derartige Kriterien auch Eingang in die Hochschulverträge bzw. Zielvereinbarungen, wie sie von den Länderregierungen zur Festlegung grundlegen- der Entwicklungsziele mit den Hochschulen vereinbart werden. Ausschreibungen auf der Ebene der Bundesländer, des Bundes und der EU bieten Fördermöglichkeiten für nachhaltigkeitsbezogene Forschungs- und Entwicklungsprojekte (z. B. FONA, SISI, HOCHN).

HERVORHEBUNG / EINRÜCKEN: „Das war z. B. auch der Grund, warum das Studierendenwerk sich dazu entschieden hat, Refill-Becher zu fördern, weil die Behörde letztes Jahr einen verbindlichen Leitfaden herausgebracht hat, in dem jede städtische Behörde dazu angehalten ist, gerade im Lebensmittelbereich den Abfall so gering wie möglich zu halten. Das ist kein Gesetz, das ist aber ein verbindlicher Leitfaden und an den muss sich auch die Uni und entsprechend auch das Studierendenwerk halten.“ Studierender, der sich für ein Mehrwegbechersystem im Mensabetrieb engagiert


Etablierte Wissenschaftslogiken und neue Leitbilder Die etablierte Wissenschaftslogik, deren Erfolgskriterien und Belohnungssysteme zielen maßgeblich auf disziplinäre Spitzenforschung. In den meisten Wissenschaftsgebieten dominiert nach wie vor eine disziplinäre Logik. Das Leitkonzept nachhaltiger Entwicklung hinterfragt ein oftmals auf monodisziplinärer Forschung fußendes Wissenschaftsverständnis und fokussiert die Schnittstellen zwischen Disziplinen. Weiterhin macht die Nachhaltigkeitsforschung die Wissenschaft selbst zum Forschungsgegenstand, wenn sie kritisch die Begründungszusammenhänge etablierter Wissenschaft diskutiert und die gesellschaftliche Bedeutung der Forschung vor dem Hintergrund nachhaltiger Entwicklung reflektiert.

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Neben der Betrachtung von fachlichen Wissensinhalten kommt es dabei auch zur Reflexion und Berücksichtigung von Ziel- und Transformationswissen. Das bedeutet, dass Forscher*innen einerseits den angestrebten Soll-Zustand durch gezielte Fragen klar definieren (Zielwissen) und andererseits einen möglichen Weg dorthin durch die nötigen Veränderungen von Verhaltens- und Handlungsweisen beschreiben und veranlassen können (Transformationswissen).

HERVORHEBUNG/EINRÜCKEN: „Es ist eine Hürde, dass es im Wissenschaftssystem andere Anerkennungsmechanismen gibt, als die, die sinnvoll wären, um Nachhaltigkeit durchzusetzen. Also wenn wir jetzt an die Verankerung in der Lehre denken: ‚Wie kann in allen Fächern mindestens die Möglichkeit bestehen, dass man sich mit dem Thema auseinandersetzen könnte?‘ Dann scheitert es sehr schnell an den Rahmenprüfungsordnungen. Wenn man versucht – und das mache ich seit drei Jahren – eine Rahmenprüfungs- ordnung zu entwickeln, in der das strukturell ermöglicht wird, scheitert das z. B. daran, dass meine Fachgesellschaft nur eine gewisse Anzahl an Leistungspunkten anerkennt.“ Studentin, die sich über die Hochschulgremien für die Institutionalisierung von Nachhaltigkeit einsetzt


Eigenlogiken und Fachkulturen innerhalb der Hochschule Hochschulen sind komplexe Organisationen: Je größer die Hochschule, desto vielgestaltiger die Prozesse, Strukturen und Eigenlogiken der Disziplinen und Teilbereiche. Dies gilt für die Fächer und ihre Organisationseinheiten ebenso wie für die hochschulischen Handlungsfelder wie Forschung und Lehre oder das Campusmanagement. Jeder Bereich hat innerhalb der Organisation eine eigene Entwicklung genommen und spezifische organisationale wie disziplinäre Eigenlogiken entwickelt. Diese müssen berücksichtigt werden, wenn es darum geht, einen gesamthochschulischen Nachhaltigkeitsprozess zu entwickeln und zu gestalten. Dies betrifft sowohl den Prozess der inhaltlichen Verständigung auf ein Nachhaltigkeitskonzept und dessen Ziele, als auch die Vermittlung zwischen den unterschiedlichen Organisationskulturen und den involvierten Akteur*innen (z. B. in der gemeinsamen Arbeit zwischen Verwaltungspersonal und Forschenden).

HERVORHEBUNG/EINRÜCKEN: „Wenn man jetzt die Universität einmal als Betrieb sieht, dann geht Nachhaltigkeit ganz schnell alle etwas an, in vielen unterschiedlichen Zusammenhängen. Deshalb ist es meines Erachtens so wichtig zu betonen, dass hier wirklich ein kultureller Wandel stattfindet. Das hat etwas mit Haltung und Einstellung zu tun. Das ist immer ein sehr langfristiger Prozess und das hat manchmal auch etwas mit mehr Mühe zu tun.“ Präsidiumsmitglied einer Hochschule


Hochschulgröße Die Hochschulgröße hat großen Einfluss darauf, wie schnell Nachhaltigkeit Schritt für Schritt in der eignen Institution verankert werden kann. Da sich an kleinen Hochschulen die Hochschulangehörigen vielfach persönlich kennen, fällt es ihnen oft leichter, einen gesamthochschulischen Nachhaltigkeitsprozess gemeinsam zu entwickeln und zu gestalten. Entscheidend hierfür sind der Austausch und die Koordination aller Hochschulangehörigen sowie eine enge Anbindung an die Hochschulleitung.

Kleine Hochschulen zeichnen sich oft durch eine disziplinäre Spezialisierung aus, was die inhaltliche Verständigung über ein Thema erleichtert. Schließlich ist der Kontakt zwischen den hochschulischen Handlungsfeldern (Forschung und Lehre, Betrieb, Campusmanagement) bei räumlicher Nähe leichter herstellbar und gemeinsame Projekte können unkomplizierter auf den Weg gebracht werden – beispielsweise die Ermittlung des ökologischen Fußabdrucks. Auf der anderen Seite ist es häufig so, dass gerade kleine Hochschulen in einem eng umgrenzten Themengebiet hoch spezialisiert sind.

Große Hochschulen sind komplexe Organisationen. Sie verfügen dank ihrer starken Personalausstattung über ein breiteres disziplinäres Expertisespektrum. Oftmals aber fehlen den Akteur*innen innerhalb der Organisation das Wissen und der Überblick über die vielfältigen, häufig dezentralen Aktivitäten. Es bedarf also insbesondere in großen Organisationen geeigneter Instrumente zur Etablierung gesamthochschulischer Austausch- und Arbeitsprozesse, um Akteur*innen miteinander zu vernetzen.

HERVORHEBUNG/EINRÜCKEN: „Wir sind eine kleine Hochschule, bei der vieles auf Zuruf funktioniert. Die Kommunikationswege sind viel kürzer, als in einer größeren Universität oder Hochschule. Das ist übrigens auch ein wichtiges Thema hinsichtlich der Nachhaltigkeit.“ Professor an einer kleinen Hochschule

„Es ist ja nun eine ganz große Organisation hier. Da ist klar, dass es nicht immer alles so schnell geht. Trägheit ist ein wesentlicher Punkt und ich glaube, das kann man schon ein bisschen verbessern. Meine Befürchtung ist, dass es nachher viel zu viele Gruppen gibt, die irgendwie irgendwas mit Nachhaltigkeit machen. Irgendwann führt es dazu, dass die rechte Hand nicht mehr weiß, was die linke macht. Ich hoffe nicht, dass es so ist und würde es ein bisschen gebündelter besser finden.“ Studierende an einer großen Universität


Regionale Verortung und lokale Einbindung Das Leitkonzept der Nachhaltigkeit setzt in hohem Maße auf inter- und transdisziplinäre Formate und darauf, den eigenen Elfenbeinturm zu verlassen, um in Kooperation mit lokalen Akteur*innen wie KMU sowie Forschenden verschiedener Disziplinen zu treten. Die Bearbeitung von Nachhaltigkeit im Hochschulkontext bedarf gesellschaftlicher Bedeutsamkeit und praktischer Relevanz. Neben der Größe spielt daher auch die regionale Verortung der Hochschulen eine wichtige Rolle. Insbesondere Hochschulen im ländlichen Raum sind oftmals eingebunden in die lokalen Innovations- und Regionalentwicklungsprozesse. Sie stehen vielfach bereits lange in engem Kontakt mit Vertreter*innen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik und sind damit eng in mit dem regionalen Gefüge verflochten. Hochschulen in Metropolregionen haben die Möglichkeit, auf kurzen Wegen mit anderen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Partner*innen zusammenzuarbeiten.

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HERVORHEBUNG/EINRÜCKEN: „Also ich verstehe den Nachhaltigkeitsprozess hier als eine Verzahnung zwischen den lokalen Akteuren und den Hochschulangehörigen. Es gibt so vielfältige Kontakte hier in der Universität zu den lokalen Akteuren, dass sich das, glaube ich, auch gegenseitig eben befruchtet und den Prozess hier auch voranbringt.“ Nachhaltigkeitsforscherin an einer Universität

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