Gestaltungspotenziale für Nachhaltigkeit in der Hochschulforschung

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Vier Gestaltungsfelder innerhalb der nachhaltigkeitsorientierten Hochschulforschung Nachhaltigkeitsorientierte Forschung soll in diesem Leitfaden nicht als eigene Disziplin verstanden werden, sondern als Querschnittsthema und Forschungsfeld, welches sowohl in der disziplinären, als auch in der inter- und transdisziplinären Forschung adressiert wird.

Um bisherige Lernprozesse und Erfahrungen sowie künftige Entwicklungspotentiale strukturiert aufzeigen zu können, haben wir anhand eines narrativen Literaturreviews, teaminterner Diskussion sowie teilstrukturierter Interviews vier grundsätzliche Gestaltungsfelder innerhalb nachhaltigkeitsorientierter Hochschulforschung ermittelt:


(ABBILDUNG) Forschungssetting beinhaltet die Rahmenbedingungen, in die die Forschung an der jeweiligen Hochschule eingebettet ist.


(ABBILDUNG) Forschungsprozess umfasst den gesamten Verlauf nachhaltigkeitsorientierter Forschung, von der Entwicklung der Forschungsidee bis hin zu den erzielten wissenschaftlichen und ggf. außerwissenschaftlichen Ergebnissen und Wirkungen.


(ABBILDUNG) Im Gestaltungsfeld der Akademischen Qualifizierung werden Promotions- und Habilitations- sowie generelle Weiterbildungsmöglichkeiten im Feld der nachhaltigkeitsorientierten Hochschulforschung betrachtet.


(ABBILDUNG) Unter Vernetzung wird der hochschulinterne und hochschulübergreifende nachhaltigkeitsbezogene Kontakt und Austausch zwischen einzelnen Forschenden, zwischen Forschungsinstitutionen sowie zwischen Forschung und Praxis zusammengefasst.


Die vier Gestaltungsfelder lassen sich nicht losgelöst voneinander betrachten. Stattdessen hängen sie in der Forschungspraxis eng zusammen. Dies wird an den folgenden Instrumenten und Strategien sowie den entsprechenden Praxisbeispielen deutlich, die wir anhand der Online-Befragung sowie der Leitfadeninterviews ermittelt haben. Sie setzen häufig nicht nur an einem, sondern in zwei oder mehr Gestaltungsfeldern an, um die nachhaltigkeitsorientierte Forschung an der eigenen Hochschule zu befördern. Nicht selten ergeben sich daraus positive Ausstrahlungseffekte über die Forschung hinaus auf weitere hochschulische Handlungsfelder, wie z. B. Governance, Lehre oder Transfer.

In den folgenden vier Kapiteln werden die Gestaltungsfelder näher beschrieben. Die Kapitel haben einen einheitlichen Aufbau:

  • Kurzbeschreibung des jeweiligen Gestaltungsfelds
  • Instrumente und Strategien, um nachhaltigkeitsorientierte Forschung an der eigenen Hochschule zu fördern
  • Konkrete Praxisbeispiele aus deutschen Hochschulen, anhand derer ausgewählte Instrumente und Strategien exemplarisch illustriert werden
  • Fact Boxes zu Fördergeber*innen, Konferenzen, Journals, Netzwerken und Newslettern für die nachhaltigkeitsorientierte Forschungspraxis an der eigenen Hochschule


1Forschungssetting

Kurzbeschreibung

Das Gestaltungsfeld Forschungssetting beschreibt die strukturellen Rahmenbedingungen, in die die nachhaltigkeitsorientierte Forschung an der jeweiligen Hochschule und darüber hinaus eingebettet ist. Unter diesen Rahmenbedingungen sind die Ressourcenausstattung inklusive Personal und Material, Förderkriterien und Fördermittel wie auch die institutionellen Strukturen, die disziplinäre bzw. thematische Ausrichtung und das jeweilige Leitbild an der einzelnen Hochschule zusammengefasst.

Auch die je Bundesland spezifische Bildungspolitik und Gesetzgebung stellen wesentliche Rahmenbedingungen für die Ausgestaltung nachhaltigkeitsorientierter Forschung an der einzelnen Hochschule dar.


Instrumente und Strategien

Monitoring

Das Spektrum an nachhaltigkeitsorientierter Forschung an der eigenen Hochschule wird regelmäßig analysiert und strukturiert dargestellt. Die Ergebnisse werden innerhalb der Hochschule kommuniziert, um sowohl bisherige Forschungsschwerpunkte als auch künftige Forschungsbedarfe offen zu legen. Forschenden wird damit sowohl auf Ebene ihrer individuellen wissenschaftlichen Tätigkeit, als auch auf Ebene von Arbeitsgruppen, Forschungsinstituten oder Fachbereichen ermöglicht, die eigene nachhaltigkeitsorientierte Arbeit innerhalb der Hochschule sichtbar und bekannt zu machen – eine wesentliche Grundlage für wechselseitigen Austausch und Forschungskooperationen. Zugleich kann durch das Monitoring ein Profil der hochschulinternen nachhaltigkeitsorientierten Forschung erstellt werden, in dem sich Forschende gezielt verorten können. Aus forschungsstrategischer Perspektive stellt das Profil ein hilfreiches Instrument dar, um die Ausrichtung der nachhaltigkeitsorientierten Forschung an der eigenen Hochschule zu reflektieren und gegebenenfalls strategisch anzupassen.

--> Praxisbeispiel 1 (LINK)

Instutionalisierung

Nachhaltigkeitsorientierte Forschung wird gezielt in vorhandene institutionelle Strukturen integriert bzw. es werden institutionelle Strukturen an der jeweiligen Hochschule geschaffen und eingerichtet, um nachhaltigkeitsorientierte Forschung verbindlich zu verorten und zu verankern. Diese Strukturen können – abgestimmt auf bereits vorhandene Strukturen, etablierte Abläufe und Größe der jeweiligen Hochschule – zentral oder dezentral angelegt werden. Ziel ist es, klar definierte Ansprechpartner*innen und Verantwortlichkeiten zu schaffen, sowie entsprechende räumliche, personelle und finanzielle Ressourcen bereitzustellen. Auf Hochschulebene können beispielsweise die Einrichtung nachhaltigkeitsorientierter Professuren inklusive gezielter Berufungsverfahren ein konkreter Ansatz sein, um nachhaltigkeitsorientierte Forschung an der eigenen Hochschule strukturell zu verankern. Ein weiterer Ansatz ist es, Nachhaltigkeit in das Leitbild oder den Kodex der jeweiligen Hochschule aufzunehmen und explizit auch die Verknüpfung zur Forschung herzustellen, sowie das Leitbild angesichts sozial-ökologischer Veränderungsprozesse regelmäßig auf seine Aktualität hin zu überprüfen. Auf Ebene der Fakultäten, Fachbereiche sowie fachbereichübergreifend können explizit nachhaltigkeitsorientierte Forschungsinstitute, Forschungszentren, Labs etc. eingerichtet werden.

--> Praxisbeispiel 2 (LINK)


Systematische organisatorische Unterstützung

Hochschuleigene Forschungsreferate weisen regelmäßig auf nachhaltigkeitsorientierte Ausschreibungen und Programme unterschiedlicher Förderinstitutionen hin und unterstützen die Forschenden gezielt bei der Konzipierung, Beantragung und Abwicklung nachhaltigkeitsorientierter Forschungsprojekte. Dies kann beispielsweise in einer systematischen Sammlung gezielten Bekanntmachung von Drittmittelgeber*innen inklusive relevanter Ausschreibungen bestehen, oder im Feedback zu Struktur und Aufbau von Forschungsanträgen, in der Beratung bei der finanziellen Planung und Support bei der Abrechnung, etc. Der Aufbau entsprechender Unterstützungsangebote erfordert ein gezieltes ‘capacity building’ bei den Forschungsreferaten und eine transparente Organisationsstruktur und Kommunikation.

--> Fact Box 1 (LINK)


Weiterführende Literatur

Beringer, A. (2007) The Lüneburg Sustainable University Project in international comparison: An assessment against North American peers. International Journal of Sustainability in Higher Education, 8(4), 446–461.

Krainer, L., & Winiwarter, V. (2016) Die Universität als Ak- teurin der transformativen Wissenschaft: Konsequenzen für die Messung der Qualität transdisziplinärer Forschung. GAIA – Ecological Perspectives for Science and Society, 25(2), 110–116.

Meadows, D. H. (1999) Leverage Points: Places to Intervene in a System. The Sustainability Institute, 1-19.

Yarime, M., Trencher, G., Mino, T., Scholz, R. W., et al. (2012) Establishing sustainability science in higher education institutions: towards an integration of academic development, institutionalization, and stakeholder collaborations. Sustainability Science 7(Suppl 1), 101–113.


Forschungsprozess

Kurzbeschreibung

Das Gestaltungsfeld Forschungsprozess umfasst die Konzipierung von Forschungsprojekten einschließlich der Auswahl des Untersuchungsgegenstandes, des Forschungsmodus (disziplinär, multi-, inter- oder trans- disziplinär) und der Projektbeteiligten (aus Wissenschaft oder Praxis). Es umfasst auch die Durchführung, d. h. die Ausgestaltung und den Verlauf des Forschungsprozesses inklusive der gewonnenen wissenschaftlichen und/oder praxisrelevanten Ergebnisse und erzielten Wirkungen.

Instrumente und Strategien

In der Forschung konkrete Nachhaltigkeitsprobleme adressieren.

Nachhaltigkeitsorientierung in der Hochschulforschung entsteht aus einem direkten Bezug der Forschung zu realen sozial-ökologischen Problemen. Auf Basis aktueller Umweltereignisse, gesellschaftlicher Diskurse und politischer Entscheidungen einerseits sowie wissenschaftlicher Fachdiskurse, Impulsen aus Lehre und eigener Forschung andererseits, können Forschende nachhaltigkeitsorientierte Forschungsbedarfe identifizieren. Darüber hinaus können auch das bewusste Erproben und kritische Reflektieren nachhaltiger Verhaltensweisen und umweltfreundlicher Technologien – im Sinne einer gelebten Nachhaltigkeit – auf dem Campus der jeweiligen Hochschule oder durch die*den Forschende*n selbst, das Bewusstsein für nachhaltigkeitsorientierte Forschungsbedarfe schärfen.

--> Praxisbeispiel 4 (LINK)


Synergiepotentiale nutzen: Disziplinübergreifend forschen.

Nachhaltigkeit eröffnet ein problemorientiertes Forschungsfeld, das nicht an disziplinären Fachgrenzen Halt macht. Als Querschnittsthema kann Nachhaltigkeit als Ausgangspunkt genommen werden, um disziplinübergreifenden Austausch anzuregen, beispielsweise in Form regelmäßiger hochschulinterner Kolloquien, interdisziplinärer Forschungskooperationen in Verbundprojekten oder fachübergreifenden nachhaltigkeitsorientierten Hochschulnetzwerken. In interdisziplinären Forschungssettings können disziplinspezifische Begriffsverständnisse und Perspektiven offengelegt und diskutiert werden. In der Folge lassen sich damit Gemeinsamkeiten, Unterschiede aber auch Synergiepotentiale zwischen Wissensbeständen ermitteln und disziplinspezifische Wissensstände zu einem umfassenderen gemeinsamen Nachhaltigkeitsverständnis zusammenführen. So lässt sich der eigene disziplinäre Wissenshorizont durch wechselseitiges Lernen erweitern und Nachhaltigkeitsfragen können durch die komplementäre Expertise verschiedener Disziplinen ganzheitlich beforscht werden.

--> Vernetzung (LINK innerhalb dieser Seite)


Praxis mit einbeziehen

Der Austausch oder die aktive Zusammenarbeit mit Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und/ oder Zivilgesellschaft kann ebenfalls zu einer Nachhaltigkeitsorientierung in der Forschung beitragen. Im Kontakt mit gesellschaftlichen Akteuren können Nachhaltigkeitsprobleme identifiziert, konkretisiert und lösungsorientiert bearbeitet werden. Forschende und Praxisakteur*innen bringen ihr jeweiliges Wissen und ihre Perspektiven zusammen, um gemeinsam das Grundlagenwissen über bestehende Nachhaltigkeitsprobleme auszubauen, Visionen oder konkrete Lösungsansätze zu entwickeln und gegebenenfalls auch praktisch zu erproben. Praxisakteur*innen werden auf diese Weise an Entscheidungsprozessen und Lösungsentwicklungen für von ihnen real erlebte Nachhaltigkeitsprobleme beteiligt. In solchen transdisziplinären Forschungssettings können auch Studierende – als Akteur*innen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis – miteinbezogen werden. Auf diese Weise werden drei Handlungsfelder von Hochschulen – Forschung, Lehre und Transfer – integriert.

--> Praxisbeispiel 3 (LINK)


Verbreitung der Forschungsergebnisse

Praxisrelevante Forschungsergebnisse zu realen Nachhaltigkeitsproblemen sollten gezielt in der entsprechenden Wissenschaftscommunity und/oder der breiten Öffentlichkeit kommuniziert werden, um sowohl zum wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdiskurs als auch zur öffentlichen Debatte und letztlich einer Nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Innerhalb des Felds nachhaltigkeitsorientierter Forschung steht eine umfassende Zahl wissenschaftlicher Zeitschriften zur Verfügung, in denen disziplinäre, inter- und transdisziplinäre Ergebnisse mit explizitem Nachhaltigkeitsbezug veröffentlicht werden können.

--> Fact Box 2 (LINK)

Bei der Verbreitung der Ergebnisse in die breite Öffentlichkeit gilt es u. a. auf Folgendes zu achten: an- gemessene Sprache, zielgruppengeeignete Darstellung, gezielte Ansprache relevanter Multiplikator*innen, Netzwerke und Schlüsselakteur*innen, strategische Verteilung der Ergebnisse über geeignete Kanäle und gegebenenfalls in verschiedenen Sprachen. Damit wird eine wesentliche Voraussetzung dafür geschaffen, dass Forschungsergebnisse in der breiten Gesellschaft beziehungsweise bei relevanten Praxisakteur*innen ankommen, bewusst wahrgenommen werden und konkrete praktische Anwendung finden. Auf diese Weise tritt die Hochschule als Ort nachhaltigkeitsbezogenen Wissens öffentlich in Erscheinung.


Weiterführende Links

Weiterführende Literatur: Bergmann, M., Jahn, T., Knobloch, T., Krohn, W., Pohl, C. & Schramm, E. (2010) Methoden transdisziplinärer Forschung. Ein Überblick mit Anwendungsbeispielen. Frankfurt/ New York: Campus Verlag.

Jahn, T. (2012) Theorie(n) der Nachhaltigkeit? Zum Kon- text der Auseinandersetzung um das Grundverständnis einer „Nachhaltigkeitswissenschaft“. In: Enders, J.C. & Reming, M. (Hg.), Perspektiven nachhaltiger Ent- wicklung – Theorien am Scheideweg, 47–64, Marburg.

Lang, D. J., Wiek, A., Bergmann, M., Stauffacher, M., et al. (2012) Transdisciplinary research in sustainability science: practice, principles, and challenges. Sustai- nability Science, 7 (S1), 25–43.

Vogt, M. (2013) Prinzip Nachhaltigkeit. Ein Entwurf aus theologisch-ethischer Perspektive, 3. Auflage, München: oekom Verlag.


Akademische Qualifizierung

Kurzbeschreibung

Das Gestaltungsfeld Akademische Qualifizierung beinhaltet die Möglichkeiten, sich im Feld der nachhaltigkeitsorientierten Hochschulforschung mittels Dissertationen sowie Aktivitäten nach der Promotion (z. B. Habilitation) für eine wissenschaftliche Karriere zu qualifizieren. Es umfasst aber ebenso Möglichkeiten der individuellen Weiterbildung in Hinblick auf Forschung und Forschungsmanagement im Bereich Nachhaltigkeit. Dazu gehören zum Beispiel Seminare, Workshops oder Summer Schools im Bereich Drittmittelakquise, Methoden der inter- und/oder transdisziplinären Wissensintegration, Publizieren nachhaltigkeitsorientierter Forschungsergebnisse etc.

--> Querverweis zum Leitfaden Lehre (LINK)

Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Studierende (z. B. durch Hausarbeiten, Bachelor- oder Masterarbeiten) weisen einen starken Bezug zur Lehre auf und werden in diesem Gestaltungsfeld daher nicht explizit adressiert.


Instrumente und Strategien

Finanzierungs- und Kooperationsangebote

Durch die verstärkte Bereitstellung von Finanzierungssmöglichkeiten auf Basis von Drittmitteln oder hochschulinterner Mittel können explizit nachhaltigkeitsorientierte Qualifikationsstellen eingerichtet werden. Daneben können nachhaltigkeitsorientierte Forschungsprojekte einen angemessenen Rahmen für akademische (Weiter-)Qualifizierung bieten. Dafür sollte eine ausreichende Vergütung gewährleistet werden können und ausreichend zeitliche Kapazität neben der Forschung und Mitarbeit im Projekt vorhanden sein, um die eigene Qualifikationsarbeit zu entwickeln. Zudem ist auch eine ausreichende Laufzeit essentiell, in der die Qualifikation realistisch durchgeführt und abgeschlossen werden kann. Eine weitere wichtige Unterstützung bei internationalen Forschungsaustauschen und -kooperationen stellen hochschulinterne beziehungsweise drittmittelbasierte Fördertöpfe dar, um entsprechende Reisen und Aufenthalte zu finanzieren.

--> Fact Box 3 (LINK)

Kompetenzentwicklung

Im häufig inter- und transdisziplinären Feld nachhaltigkeitsorientierter Forschung können die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen von Nachwuchsforschenden – abgestimmt auf die bereits vorhandene individuelle Expertise und Forschungsinteressen – vertieft und erweitert werden. Dazu sind sowohl formalisierte Ansätze, wie zum Beispiel ein begleitendes Promotionsstudium, Methodenworkshops, Summer und Winter Schools, aber auch informellere Ansätze, wie zum Beispiel bedarfsorientierter kollegialer Austausch denkbar.

--> Praxisbeispiele 5 und 6 (LINKS)


Fachaustausch zwischen Nachwuchsforschenden und erfahrenen Forschenden an der eigenen Hochschule und ggf. mit Partnerhochschulen fördern

Insbesondere Promovierende, aber auch Habilitierende forschen häufig individuell für sich an spezifischen Themen, ohne sich darüber bewusst zu sein, welche Forschungsexpertisen die Kolleg*innen an der Hochschule haben und welche Lernpotentiale, Synergieeffekte und Zeitersparnis sich daraus ergeben können. Durch regelmäßige niedrigschwellige Veranstaltungen wie Kolloquien, Teamtreffen, Brownbag-Lunches, Journal Clubs etc. werden vielfältige Gelegenheiten zum Austausch der Nachwuchsforschenden untereinander sowie mit erfahrenen Forschenden geschaffen. Ziel ist es, nachhaltigkeitsorientierte Forschung als problemorientierten, interdisziplinären Ansatz verstehen zu lernen; die eigene Forschungsperspektive im interdisziplinären Austausch zu schärfen; wechselseitige Inspiration, Orientierung und peer-to-peer-Feedback bei forschungspraktischen und -strategischen Entscheidungen zu ermöglichen; vernetztes Denken zu fördern; die Motivation für die Qualifikationsarbeit gegenseitig zu stärken und die Nachwuchsforschenden in die nachhaltigkeitsorientierte Forschungscommunity der eigenen Hochschule zu integrieren.

Weiterführende Literatur

Heinrichs, H. & Michelsen, G. (2014) Nachhaltigkeits- wissenschaften. Berlin, Heidelberg: Springer.

Hesselbarth, C., & Schaltegger, S. (2014) Educating change agents for sustainability – learnings from the first sustainability management master of business administration. Journal of Cleaner Production, 62, 24–36.

Ibisch, P. L. (2016) Promotionsrecht an Fachhochschulen: „Ein wissenschaftspolitisches oder ein wissenschaftstheoretisches Problem?“. In: Engelfried, C., Ibisch, P. L. (Hg.), Promovieren an und mit Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Am Wendepunkt? 19-33. Ver- lag Barbara Budrich.

Wiek, A., Withycombe, L., & Redman, C. L. (2011) Key competencies in sustainability: a reference framework for academic program development. Sustainability Science, 6(2), 203–218.

Schneidewind, U. & Singer-Brodowski, M. (2013) Transformative Wissenschaft. Klimawandel im deutschen Wissenschafts und Hochschulsystem, Marburg: Metropolis Verlag.


Vernetzung

Kurzbeschreibung

Das Gestaltungsfeld Vernetzung umfasst den Austausch von Informationen, Wissen und Ressourcen (Zeit, Personal, Forschungsausstattung und -infrastruktur); gegenseitige Unterstützung beispielsweise in Form von Peer-to-Peer-Reviews, kollegialem Feedback oder Beratung bis hin zu gemeinsamen Forschungsprojekten und Forschungskooperationen innerhalb der eigenen Hochschule sowie zwischen Hochschulen. Austausch, wechselseitige Unterstützung und Kooperationen können sowohl innerhalb der Forschung in einzelnen Disziplinen oder disziplinübergreifend, an der eigenen Hochschule oder hochschulübergreifend erfolgen. Vernetzung für eine nachhaltige Entwicklung kann außerdem auch mit Statusgruppen aus Lehre, Governance, Betrieb, Berichterstattung und Transfer der eigenen Hochschule sinnvoll und produktiv sein. Wichtig ist zu entscheiden, welche konkreten nachhaltigkeitsorientierten Ziele und Themen durch eine Vernetzung adressiert werden sollen und in welchem/n organisatorischen und technischen Format/en des persönlichen und/oder virtuellen Austausches diese Vernetzung im- plementiert werden kann.


Instrumente und Strategien

Disziplinübergreifender Austausch zwischen Forschenden der eigenen Hochschule

Indem Forschende, Hochschulleitung und/oder Nachhaltigkeitsstabsstellen regelmäßige Gelegenheiten und verschiedene Formate zum Austausch zwischen Nachwuchs- und erfahrenen Forschenden verschiedener Fakultäten, Fachbereiche, Institute, Arbeitsgruppen und Projekten etc. anbieten, lassen sich die Sichtbarkeit bestehender nachhaltigkeitsorientierter Forschungsaktivitäten an der eigenen Hochschule erhöhen, wechselseitiges Lernen, vernetztes und systemisches Denken fördern sowie die Gelegenheiten gemeinsame Projektideen und Forschungskooperationen zu entwickeln, ausbauen.

--> Fact Box 4 (LINK)


Statusgruppenübergreifender Austausch

Ein wichtiges Instrument, um das Nachhaltigkeitsbewusstsein an der eigenen Hochschule zu stärken und gemeinsam zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen, sind Austausch und Vernetzung über die verschiedenen Statusgruppen hinweg, das heißt zwischen Lehrenden, Forschenden, Hochschulleitung, Verwaltung inklusive Nachhaltigkeitsstabsstellen sowie Studierenden. Auf diese Weise lassen sich hochschulinterne Forschungsbedarfe erschließen, die in inter- und transdisziplinären Forschungskooperationen zwischen Forschenden, Studierenden und weiteren Hochschulakteur*innen anwendungsorientiert adressiert werden können. Außerdem können durch gute Beziehungen zwischen den Statusgruppen Entscheidungs- und Abstimmungsprozesse, beispielsweise bei der Anbahnung nachhaltigkeitsorientierter Forschungsvorhaben oder Lehr-Forschungs-Kooperationen, beschleunigt werden.

--> Praxisbeispiele 7 und 8 (LINKS)


Hochschulübergreifende Vernetzung

Durch hochschulübergreifenden Austausch tragen nach- haltigkeitsorientierte Forschende dazu bei aktuelle Themen, Schwerpunkte und Lücken auf nationaler und internationale Ebene sichtbar zu machen. Zugleich erhalten sie damit die Möglichkeit sich mit der eigenen Forschung im internationalen Feld der nachhaltigkeitsorientierten Forschung zu verorten, Ideen für künftige Forschungsprojekte zu entwickeln und/oder Partner*innen für nachhaltigkeitsorientierte Forschungskooperationen zu suchen. Dieser Austausch kann punktuell beispielsweise über fachspezifische Tagungen oder Konferenzen organisiert werden. Durch Aufbau und Pflege nachhaltigkeitsorientierter Forschungsnetzwerke sowie Mitgliedschaften in bereits bestehenden Netzwerken lässt sich nationaler und internationaler Austausch kontinuierlich herstellen. Weitere denkbare Formate sind Gastaufenthalte und Forschungsaustausche, die durch die Bereitstellung finan- zieller Mittel z. B. aus Netzwerken oder aus hochschulübergreifenden Verbundprojekten heraus möglich werden. Angesichts der Vielfalt existierender nachhaltigkeitsorientierter Forschungsnetzwerke erscheint es sinnvoll, vor und nach Eintritt die eigene Intention und Kapazität, mit der man sich in das jeweilige Netzwerk einbringen kann, will und sollte, regelmäßig kritisch zu reflektieren und mit den Rahmenbedingungen des Netzwerks abzugleichen.

--> Fact Box 5 (LINK)


Weiterführende Literatur

Caniglia, G., Luederitz, C., Groß, M., Muhr, M., et al. (2017) Transnational collaboration for sustainability in higher education: Lessons from a systematic review. Journal of Cleaner Production, 168, 764–779.

Withycombe Keeler, L., Wiek, A., Lang, D. J., Yokohari, et al. (2016) Utilizing international networks for accelerating research and learning in transformational sustainability science. Sustainability Science, 11(5), 749–762.

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